6682810-1961_51_39.jpg
Digital In Arbeit

Schlagobers: Höhepunkt des Festes!

Werbung
Werbung
Werbung

Wenn eine Reihe roter Zahlen im Kalender herannaht, dann sehen wir schwarz für unsere Linie. Wir wollen ja in diesen festlichen Tagen nicht nur unserer Familie und unseren Freunden Freude machen — wir wollen uns selbst auch einmal jene lukullischen Genüsse gönnen, die uns in normalen Zeiten durch den Kalorienstopp vielfach versagt bleiben.

Das festliche Attribut jedes kultivierten Feiertagsspeisezettels ist — sowohl vom kulinarischen als auch vom ästhetischen Standpunkt — nach wie vor das Schlagobers. Ihm hat kein Geringerer als Richard Strauss mit seiner Ballettmusik ein bleibendes musikalisches Denkmal gesetzt und es mit dieser Ehrung aus der Reihe kulinarischer Köstlichkeiten weit emporgehoben. Es ist eine wohlverdiente Ehrung; denn was könnte mehr unserem Gaumen schmeicheln, was mehr unser Auge bezaubern, als diese hell leuchtenden Kringeln, Rosetten und sonstigen Phantasiefiguren auf den Torten, Rouladen und Cremes unserer festlichen Mahlzeit? Kein Wunder, wenn angesichts solcher Gustostückerln auch der hartnäckigste Prinzipienreiter vom hohen Roß heruntersteigt und mit dem Schlachtruf: „Einmal ist keinmal!" sich dieser süßesten — vermeintlichen — „Diätsünde" hingibt…

Gar so schlimm ist es übrigens mit dieser „Diätsünde“ nicht; da gibt es weit schlimmere in unserem feiertäglichen Sündenregister! Vor allem ist das Schlagobers ein unverfälschtes, naturreines Nahrungsmittel. Dieser süße Rahm ist aus pasteurisierter Milch bereitet und enthält alle ihre wertvollen Bestandteile, einschließlich der fettlöslichen Vitamine. Das Schlagobers hat einen Fettgehalt von mehr als 30 Prozent und läßt sich sowohl in flüssigem als auch in festgeschlagenem Zustand verwenden. Das Festschlagen ist eine Frage weniger Minuten und gelingt immer; heute muß die Hausfrau nicht mehr bangen, daß das Schlagobers nicht „wird" — diese Sorge gehört der Vergangenheit an! Es ist nur zu beachten, daß der zu schlagende Rahm bei einer Temperatur von weniger als zehn Grad gehalten wird. So kommt die Hausfrau mühelos zum eindrucksvollsten Effekt ihrer Kochkünste; wird der süße Nachtisch serviert und ist der blendendweiße Zierat darauf gut geschlagen, dann schlagen alle Herzen höher — die jungen und die altenᾠ !

Freilich ist das Schlagobers mit seinem hohen Fettgehalt das konzentrierteste und nahrhafteste aller Milchprodukte und spielt aus diesem Grund im Diätplan für Rekonvaleszente und Untergewichte eine hervorragende Rolle, um so mehr, als das Milchfett bekanntlich leichter verdaulich ist als jedes andere. Doch läßt es sich auch ohne weiteres in den Speisezettel der Normalgewichtigen und Linien-Besorgten einbatten. Man braucht nur von Anfang des Festmahles an seinen krönenden Abschluß einkalku- lieren und bei dieser Voraussicht da und dort etwas an Kalorien einsparen. Da ist vor allem bei jenen Speisen Zurückhaltung zu empfehlen, die vorwiegend Kohlehydrate enthalten. So können wir nicht nur Appetit auf den letzten und besten Gang sparen, sondern auch etwas Platz in unserem Magen — den Ehrenplatz, den er verdient!

Wenn dann der abschließende Mokka serviert wird, empfiehlt es sich — besonders für Koffeinempfindliche —, noch eine kleine Schlagobershaube zu genehmigen. Beim Kaffee ist es so wie bei den Mädchen: beide werden zahm, wenn sie — unter die Haube kommenᾠ

Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung