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Möhler

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Ein Irischgebackener Dozent der Universität Innsbruck ist ins Kreuzfeuer der öffentlichen Meinung geraten. Den Anfang machten zwei Artikel des in der Tiroler Hauptstadt erscheinenden katholischen „Volksboten“, wo alle Gravamina zusammengetragen wurden, die für konservative Österreicher gegen diese Berufung sprechen. Die sozialistische Opposition hat ihrerseits im Parlament eine Anfrage gestellt.

Die von so verschiedenen Seiten vorgebrachten Bedenken gelten dem heute vornehmlich in der Bundesrepublik publizistisch wirkenden gebürtigen Schweizer Dr. Armin Möhler. Ja, unsere Leser erinnern sich zu Recht. Es ist derselbe Armin Möhler, der in den Jahren 1957 bis 1961 für die „Furche“ aus Paris berichtete. Unsere erste Begegnung mit jenem ins Zwielicht geratenen Dozenten ist noch älteren Datums. 1951 konnten wir unseren Lesern ausführlich unter dem Titel „Die Trotzkisten des Nationalsozialismus“ ein Buch vorstellen, das sich mit dem Phänomen der sogenannten „Konservativen Resolution in Deutschland 1918 bis 1932“ befaßte. Es war intelligent geschrieben und für den Historiker informativ. Daß der Autor eine starke innere Bindung zu dem Gegenstand seiner Untersuchung hatte, war unschwer zu erkennen. Ein höflicher Briefwechsel, dann entschwand Möhler wieder Jahre f aus unserem Blickfeld. Er tauchte in demselben erst wieder als Pariser Korrespondent der Hamburger „Zeit“ auf. Da unser Blatt zu diesem Zeitpunkt gerade keinen Frankreich-Korrespondenten hatte, nahmen wir den Kontakt auf.

Im Gegensatz zu verschiedenen stereotypen Behauptungen hat unser Blatt seit eh und je auch das Gespräch mit Männern von „Rechts“ gesucht, vorausgesetzt, daß diese etwas zu sagen haben und von den Idolen ihrer früheren Jahre abgerückt sind. Bei Möhler hatte dies damals den Anschein. Zwar übte die Atmosphäre radikaler Jugendklubs, die Welt der „Blousons noirs“, eine besondere Faszination auf unseren damaligen Mann in Paris aus: ein Umstand, der ehrlich gesprochen die französische Botschaft mehr beunruhigte als die Redaktion. 1961 nahm Möhler Abschied, nicht nur von der „Furche“, sondern von Paris. Sein Ziel war München. Das politische Klima der bayrischen Hauptstadt ist ihm anscheinend nicht gut bekommen. Als man wieder von ihm hörte, konnte einem nicht verborgen bleiben, daß er geistig den „Weg zurück“ gegangen war: hin in die Nähe jener Leitbilder, die den jungen Eidgenossen seinerzeit verführt hatten, fahnenflüchtig zu Hitler zu werden. Zu unserem Blatt zerschnitt er vor genau drei Jahren selbst das Tischtuch, indem er in einer kritischen Stunde glaubte, der Redaktion, von der er — wie er in vielen hier aufliegenden Briefen bezeugte — stets äußerst fair behandelt wurde, einen Eselstritt versetzen zu können.

Als Publizist mag Möhler in der Bundesrepublik seine Wege gehen. Er ist des heftigsten Widerspruchs der demokratischen deutschen Öffentlichkeit, nicht zuletzt echter deutscher Konservativer wie Paul Wilhelm Wenger („Rheinischer Merkur“) sicher. Ob die Universität Innsbruck als „Alpenfestung“ für von deutschen Universitäten nicht begehrte schillernde Persönlichkeiten offenstehen muß, wagen wir, die wir Armin Möhler und seinen Dank für gewährte Gastfreundschaft kennengelernt haben, ehrlich zu bezweifeln.

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