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Sind Götter die besseren Männer?

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In der antiken Mythologie mangelt es nicht an Seitensprüngen des Göttervaters Zeus alias Jupiter. Die Geschichte vom thebanischen Feldherrn Amphitryon, dessen Gemahlin Alkmene sich der - um Mas keraden vom Stier bis zum Schwan nie verlegene - oberste Olympier just in der Gestalt ihres eigenen Gatten nähert, um den Helden Herkules zu zeugen, wurde zum besonders erfolgreichen Dramenstoff. Warum wohl?

Weil F,hebruch immer ein pikantes Thema ist und hier hinzukommt, daß er seitens der Frau völlig unbewußt begangen wird? Weil das Thema in Erinnerung ruft, daß Verliebte dazu neigen, in den Partner göttliche Eigenschaften zu projizieren? Oder weil das Doppelgänger-Motiv zeitlose Fragen aktualisiert: Wer bin ich? Wer ist mein Partner? Was macht ihn für mich, was macht mich für ihn unverwechselbar und liebenswert?

Für die griechischen Tragiker, die als erste - leider verschollene - Am-phitryon-Stücke schrieben, war das ein ernster Stoff. Später, als man an die antiken Götter nicht mehr glaubte, wurde es ein Komödienthema. Heinrich von Kleist nannte seinen nun am Wiener Akademietheater aufgeführten „Amphitryon” ein „Lustspiel nach Molicre”. 1 )em Stück geht aber nicht nur - wie den meisten deutschsprachigen „Komödien” dieser Epoche unverkrampfte Lustigkeit ab, es gerät auch, wenn man es so langatmig und intellektuell wie Hans Neuenfels inszeniert, trotz vieler Textkürzungen und mancher guter F,infälle zu einem ermüdenden Theaterabend. Alkmenes berühmtes abschließendes „Ach ”, als sie erkennt, wer Jupiter und wer ihr Gatte ist, könnte angesichts dieser Aufführung auch manchem Zuschauer entfahren.

Auf der von Neuenfels und Christian Schmidt sehr hübsch mit blauen Wänden, Bäumen und roten und weißen Blüten gestalteten Bühne stehen zwei glaubwürdige Menschen:

Anne Bennent als hin- und hergeris sene Alkmene und Stefan Wieland als einfältiger Diener Sosias. Marcus Bluhm ist ein göttlicher Jupiter, dem der Amphitryon Hans-Jochen Wagners nicht gewachsen ist. Würde Theresa 1 lübchen (Charis) etwas weniger dick auftragen, wäre sie großartig. David Bennent (Merkur) beweist Französischkenntnisse (ihm hat Neuenfels einen unnötigen französischen Monolog ins Textbuch eingefügt), verlegt sich aber meist zu sehr aufs Schneiden von Grimassen.

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