Al Jazeera und Salam Pax

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Es mag zynisch klingen: Auch der zweite Irakkrieg etablierte mediale Innovationen.

Im Golfkrieg anno 1991 war der Stern von CNN aufgegangen: Ein Sender, direkt vom Nervenzentrum des Kriegsgeschehens live berichtend, die Bombeneinschläge im Hintergrund wie Lichtspuren eines gespenstischen Feuerwerks. CNN-Reporter Peter Arnett (er arbeitet heute längst bei der Konkurrenz) und seine Berichte waren stilbildend. Zwölf Jahre später war eine ganze Journalistenmeute in Bagdad und berichtete live, während CNN selbst im Mainstream regierungsunkritischer US-TV-Stationen versumpfte.

Dafür kaufte der arabische Nachrichtenkanal Al Jazeera den Amerikaners die Schneid ab. Vor einigen Tagen musste der Direktor des in Katar angesiedelten Senders den Hut nehmen, was gleich Mutmaßungen hervorrief, die Amerikaner hätten wegen der Berichterstattung von Al Jazeera Druck auf den Emir von Katar ausgeübt ...

Al Jazeera war aber nur bedingt eine Innovation, sondern stellte vielmehr die logische Fortsetzung von CNN & Co dar.

Eine auch nicht wirklich neue, aber mit dem Irakkrieg etablierte Medienform stellten die "Blogs"dar, Internet-Tagebücher, die aus Bagdad und dem Irak ungeordnet berichteten und von den Geheimdiensten und Militärs hüben wie drüben nicht abzustellen waren.

Der bekannteste Blogger "Salam Pax", angeblich ein 29-jähriger irakischer Architekt, der in Wien studiert hat, nahm sich weder gegenüber Saddams Regime noch den Amerikanern ein Blatt vor den Mund. Auf seiner Homepage (dear_raed.blogspot.com) kann man weiter übers derzeitige Chaos in Bagdad lesen. Und jetzt auch in der linksliberalen englischen Tageszeitung Guardian: Die hat Salam Pax nämlich als 14-täglichen Kolumnisten engagiert - und zeigt, dass auch ein altes Zeitungsschlachtross sich mit dem neuen Blog-Medium auf ein Packel hauen kann.

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