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CNN, der "World's News Leader" bleibt unbeeindruckt, wenn man ihm seine Medienmacht vorwirft.

Der Sender ist sich seiner Medienmacht bewusst: "CNN hat eine quasi autoritäre Stellung. Andere Medien zitieren uns als News-Quelle, was wir senden, hat viel Gewicht", meint CNN-International-Chefkorrespondent Chris Burns, der für seinen Sender letzte Woche in Wien den Fernsehpreis "Romy" entgegennehmen durfte. Für die "ausgezeichnete Berichterstattung über den 11. September 2001", wie es in der Jury-Begründung hieß. Damals hatte CNN als einer der ersten Sender die schrecklichen Bilder von den ins World Trade Center rasenden Flugzeugen in alle Welt live übertragen und in den Wochen darauf rund um die Uhr über den Terrorakt berichtet. Schnell wurden Etiketten wie "America under Attack" oder "War Against Terror" gefunden, die man unter dem bekannten "Breaking News"-Logo platzierte.

Weltgeschichte, bequem daheim im Wohnzimmer konsumierbar, unter einem Überbegriff zusammengefasst - das ist es, was CNN seit dem Golfkrieg Anfang der neunziger Jahre weltbekannt gemacht hat. "CNN hat eine Form von Weltöffentlichkeit hergestellt", meint der Kommunikationswissenschafter Hannes Haas vom Publizistik-Institut der Universität Wien. Dass es in letzter Zeit vermehrt Kritik an der Medienmacht des amerikanischen Senders aus dem Hause AOL Time Warner gibt, ist für Haas verständlich. "Dennoch macht man CNN hier Vorwürfe, für die der Sender in Wahrheit nichts kann: Nämlich der einzige zu sein, der weltweit operiert und blitzschnell auf Ereignisse reagieren kann. Man hat dort schon sehr früh kapiert, wie wichtig ein funktionierendes Korrespondentennetz ist", sagt Haas.

Insgesamt hat CNN ("Cable News Network") heute 3.950 Mitarbeiter, 43 Büros, 900 Partnersender und acht Sendebüros. CNN umfasst zur Zeit 14 Fernsehnachrichtenstationen, zwei Radiostationen und 16 Webseiten. Das Fernsehprogramm des Senders kann von rund 241 Millionen Haushalten weltweit empfangen werden.

"Als am 11. September die Anschläge passierten, wurde via Fernsehen Weltmeinung gemacht. Da diese aus den USA kam, ist es klar, dass diese Meinung extrem USA-lastig war", meint Hannes Haas. Dem widerspricht Chris Burns: "CNN vertritt keine US-Position. Wir sind der journalistischen Unparteilichkeit verpflichtet. Wir müssen die Informationen, die wir erhalten, hinterfragen. Wir liefern Fakten, Hintergründe und überlassen es den Zuschauern, sich die eigene Meinung zu bilden. Laut CNN würden fast 90 Prozent des internationalen Programms, das unter dem Namen CNN International ausgestrahlt wird, exklusiv von den internationalen Sendestationen produziert. Lediglich 10 Prozent stammten von CNN in den USA.

Für Chris Burns, der einem internationalen Publikum vor allem durch seine Reportagen aus Afghanistan ein Begriff wurde, hat der 11. September die journalistische Arbeit nicht verändert. "Vielleicht die Schauplätze unserer Arbeit. Unsere Hauptaufgabe ist es nach wie vor, korrekte und zuverlässige Informationen zu liefern."

Dass die Bilder von CNN weltweit bereitwillig von TV-Stationen übernommen werden, hat vor allem ökonomische Gründe. Haas: "Es ist sehr kostspielig, ein solches Korrespondentennetz zu unterhalten, deshalb sind viele Sender dankbar, dass es CNN gibt". Auch der ORF übernahm am 11. September die CNN-Berichterstattung aus New York live.

"CNN hat sich mit dieser seit dem Golfkrieg praktizierten Art der Nachrichtenverbreitung eine Funktion aufgebaut, wie sie auch viele wichtige Tageszeitungen haben", sagt Haas. "Manche Staatschefs reden ja nur noch via CNN miteinander". CNN bestimme damit aber auch, "wie ein Ereignis weltweit gesehen wird, wer zu Wort kommt und wer nicht", sagt Haas. Als Propaganda-Sender könne man CNN allerdings nicht bezeichnen. "Doch muss sich der Sender unter Umständen immer wieder mit Propagandainteressen von Regierungen arrangieren, um jene Bilder zu bekommen, die er braucht. Ohne Bilder keine Story", meint Haas. Bei CNN reagiert man auf derlei Vorwürfe allergisch. Burns: "Ich muss darauf bestehen, dass CNN ein internationaler Nachrichtensender ist - kein "US-Sender". CNN ist nicht der Botschafter irgendeiner Regierung oder irgendeiner Interessengruppe. Jedes Land hat Rundfunkgesetze, an die sich auch CNN hält".

Auch die Selbstdarstellung des Senders ist zu seinem Markenzeichen geworden. "Ich bin weltumspannend und ich zeige es auch dauernd", bringt Haas die CNN-Strategie auf den Punkt. Ständiges Hin- und Herschalten in alle Teile der Welt berge vor allem eine Gefahr: "Die Einordnung der gezeigten Bilder fehlt nicht selten, ebenso die Reflexion über deren Zusammenhang".

Trotzdem gehört CNN weltweit zu den beliebtesten Informationsquellen. Mit einer monatlichen Reichweite von 31,7 Prozent liegt der Sender weit vor Konkurrenten wie BBC World, CNBC oder Bloomberg. Besonders erfolgreich war das CNN-Programm immer in Krisenzeiten oder Kriegsfällen.

Hannes Haas: "Es scheint fast, dass CNN zum Krieg verdammt ist".

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