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Seit 25 Jahren versorgt cnn die Welt mit Katastrophen- und Kriegsbildern. Heute erreicht der Nachrichtensender 1,5 Milliarden Seher.

Als am 17. Jänner 1991 der us-Angriff auf Bagdad startete, wurde auch ein Stück Fernsehgeschichte geschrieben. Denn die Kameras von cnn übertrugen erstmals einen Krieg live in die Wohnzimmer von Millionen Menschen - freilich in einer bescheidenen Qualität, denn die nächtlichen Kanonenfeuer sahen am Bildschirm aus wie grüne Lichtkugeln eines Feuerwerks oder wie Animationen eines schlecht gemachten Videospiels.

Durchbruch im Golfkrieg

Dennoch markierte der Golfkrieg von 1991 den weltweiten Durchbruch von cnn (Cable News Network). Am 1. Juni 1980, vor 25 Jahren, ging cnn in Atlanta erstmals auf Sendung. Der Konkurrenz der damaligen us-Networks kostete der neue Sender von Ted Turner ein mildes Lächeln. Denn zu dieser Zeit war es unvorstellbar, täglich 24 Stunden allein mit Nachrichten zu füllen. "Wie viele meiner Journalistenkollegen war ich selbstgefällig und dachte, dass Nachrichten am besten zu bestimmten festen Zeiten ausgestrahlt werden und zwar in Form von handgemachten und ausgearbeiteten Meldungen", sagt Chris Cramer, damals bei der bbc und heute Managing Director von cnn International. "Was haben wir uns über Ted Turner lustig gemacht, selbst dann noch, als die Fernsehstationen durch Ereignisse wie die Challenger Explosion 1986 oder das Lockerbie Attentat 1988 gezwungen waren, live auf Sendung zu gehen - und das zumeist grauenhaft verspätet, zum Teil sogar Stunden, nachdem die cnnLive-Sendungen bereits um die Welt gegangen waren."

cnn belehrte die Welt der Medien schnell eines Besseren: Zwar machte der Sender bis 1985 Verluste, doch große, spektakuläre Ereignisse erhöhten die Einschaltquoten und machten den Sender schnell berühmt. Etwa die Challenger-Katastrophe oder der Golfkrieg, der Fall der Berliner Mauer und der Sowjetunion, die Konflikte im Kosovo oder die Terroranschläge vom 11. September 2001. cnn hat sozusagen von den zahlreichen Katastrophen unserer Tage profitiert und gibt sich heute gerne als "The World's News Leader" aus. Zumindest in seiner Heimat, den usa, musste cnn seine Pole Position allerdings schon abgeben: Die rechtslastigen Nachrichten des Konkurrenten Fox News von Eigentümer Rupert Murdoch haben abends rund 1,5 Millionen Zuseher - doppelt so viele wie cnn.

"Breaking News"

Trotzdem: cnn hat den Journalismus und die Nachrichten für immer verändert. Während man Anfangs gerade 1,7 Millionen us-Haushalte erreichte, können die zehn cnn Fernsehsender, zu denen das nordamerikanische cnn, cnn International mit den Redaktionen in Europa, Nahost, in Afrika, Zentralasien und Lateinamerika, cnn en espanol, cnn Türk und cnn+ (Spanien) gehören, von mehr als 260 Millionen Haushalten weltweit empfangen werden. Das entspricht einer theoretisch erreichbaren Zuschauerzahl von 1,5 Milliarden Menschen.

Noch lange vor der großflächigen Verbreitung des Internet berichtete cnn binnen Minuten unter dem selbst erfundenen Titel "Breaking News" über weltweite Entwicklungen und Katastrophen. Zuletzt stellte cnn seine Schnelligkeit mit den Berichterstattungen über die Tsunami-Katastrophe und über den Jackson-Prozess unter Beweis. Verantwortlich für diese weltumspannende Rekord-Reaktionszeit sind die 39 Korrespondentenbüros, die drei Haupt-Produktionszentren Atlanta, Hong Kong und London, die 1000 Partnersender und die rund 4000 Mitarbeiter des Networks.

Von Katastrophen abhängig

Doch intern gibt es Probleme: Einsparungsmaßnahmen, vor allem im Nachmittags-Sendeblock in den usa, müssen über das Hauptdilemma des Nachrichtensenders hinweghelfen: Nur große Krisen und Katastrophen bringen die Menschen zum dauerhaften Einschalten. Dazwischen gibt es das eine oder andere Quotenloch. So zieht cnn den größten Nutzen aus den schlimmsten Katastrophen der Welt, wenngleich Chris Cramer von cnn International dies vehement bestreitet: "Werbekunden fühlen sich im Umfeld von Krisen und Katastrophen selten wohl. Diese Nachrichten sind überhaupt nicht gut fürs Geschäft." Aber für das Image von cnn als weltumspannendes News-Netzwerk allemal.

Obwohl cnn stets darauf beharrt, "objektive und unparteiische Berichterstattung" (Cramer) zu liefern, werfen Kritiker dem Sender gerne vor, die Katastrophen anderer als Show zu inszenieren. Die Schreckensbilder von den Flugzeugen im World Trade Center oder den Verwüstungen der Tsunami-Flutwelle etwa werden vor den Werbeblocks mit den cnn-typischen News-Fanfaren unterlegt. Die Nachricht mit Show- und Unterhaltungswert - auch dadurch hat cnn die Nachrichtenwelt für immer (und nicht gerade zum Positiven) verändert.

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