Nenning, der alte Manichäer

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"Wer nicht Stellung nimmt, wer alle Ansichten gleichermaßen gelten läßt - hat den journalistischen Beruf verfehlt. Deswegen gefällt mir die Krone': sie sagt, was sie für richtig hält. Sie kann sich irren, aber sie nimmt Stellung. Ich bin für den Meinungsjournalismus. Wem alle Meinungen gleich gültig sind, der ist gleichgültig."

Obiges Zitat ist eine der zahllosen Unglaublichkeiten, derer sich Günther Nenning in seinem Buch "Eine Krone bitte - Die Kronen Zeitung muß österreichisch bleiben" (Molden, Wien 2003) befleißigt. Selten noch wurde dem österreichischen Buchmarkt solch eine Erscheinung zuteil, deren einzige, aber auf knapp 200 Seiten in penetranter Wiederholung ausgebreitete Aussage lautet: Hans Dichand ist der Größte. Die Krone ist das Nonplusultra. Und: Die Deutschen, genauer: die Herren von der WAZ, sind die Schlimmsten.

Wie rührend, dass Nenning schützend tätig wird, wenn "Viele (sic!) - Mächtige Arrogante, Besserwissende - gegen Hans Dichand sind". Bevor wir aber darob eine Träne vergießen, wie übel man Österreichs Zeitungstycoon Nummer Eins mitspielt, fällt uns ein, dass Journalismus - ja: auch Meinungsjournalismus! - jedenfalls der Fairness auch einer "gegnerischen Position" gegenüber verpflichtet ist. Wer hätte gedacht, dass der mit zunehmendem Alter immer frommer werdende Doppeldoktor nun ganz und gar einer manichäischen (Zeitungs-)Weltsicht verfällt - sprich: Dichand ist die Inkarnation alles Guten, die WAZ-Leute (deren - die nächste Nenning-Unwahrheit - "wahrer Herr" der deutsche Bundeskanzler Gerhard Schröder sei) verkörpern das Böse schlechthin?

Auch Kardinal Schönborn wird von Nenning zitiert und zwar mit: "Die Krone' ist jene Zeitung, die dem Christentum am nächsten steht." Man hofft inständig, dass jedenfalls dieser Kardinal-Satz nichts als eine Ausgeburt der Phantasie Nennings ist.

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