Der Doktordoktor, 80. Die "Krone". Der liebe Gott.

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Eigentlich ist sein Stil unerträglich: "Die westliche Demokratie ist eben demokratisch. Bei Wahlen kriegen in so manchen EU-Ländern gewendete Kommunisten, mit gewendetem Programm und Führungsfiguren - beträchtliche Portionen der Wählerstimmen." So stand es anno 2001, genauer: am 27. Dezember, in der Kronen Zeitung. Nur einem - gerade um drei Jahre jüngeren - Zeitgenossen, Rudolf Augstein, sieht man seinen schnoddrigen Stakkato-Stil in gleicher Weise nach.

Was Günther Nenning vom Spiegel-Herausgeber im fernen Hamburg unterscheidet, ist in obigem Zitat grundgelegt: Nicht nur Kummerln (und alte Nazis) wendeten sich so oder so. Auch der Doppeldoktor des österreichischen Journalismus hat schon viele Meinungen vertreten und auf noch mehr Hochzeiten getanzt: Vom Altlinken bis zum Reserve-Staberl - nein, so weit wollen wir doch nicht gehen: bis zum Edelkolumnisten in Österreichs gelesenstem Printmedium hat er es gebracht. Er ist ein Papstfan ("Der Papst ist der letzte Sozialist", so Nenning 1999 in der furche), und in den letzten Jahren lugt Frommes so aus den Zeilen, dass sich Krone-Ko-Kolumnist Christianus einiges abschauen könnte.

Im unerreichten Club 2 gehörte Nenning - bis zu seinem Rauswurf 1985 - zu den legendären Moderatoren: Ja, nicht einmal als Polittalkmaster war er unumstritten. Und für eine TV-Talkrunde bei Radio Bremen über Sextourismus, die er leitete, erhielt Nenning 1984 die "Saure Gurke", die Auszeichnung für die frauenfeindlichste Sendung des Jahres.

"Wurstel", so das Kreiskysche Verdikt über den Querkopf: nicht nur der ORF, auch die SPÖ und der ÖGB, wo er lange Jahre der Journalistengewerkschaft vorsaß, glaubten, sich von Nenning trennen zu müssen; und seine Vaterschaft bei den Grünen führte ebenfalls nicht zu einem geordneten - politischen - Familienleben.

Wie typisch, dass Nenning sein Geburtstagsinterview zum Achtziger der Wiener Zeitung gegeben hat. Auch dort redet er über die Krone - und den lieben Gott: "Das ist ja unglaublich. Sie ist die weltgrößte Zeitung: papsttreu und fromm, für'n lieben Gott und Jesus Christus ... Für so eine Zeitung muss ma' doch schreiben." Otto Friedrich

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