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Ohrfeigen für den „Wurstl“

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„Die glanzvolle Formulierung ist wichtiger als der Inhalt. Die Effektschinderei, die durch übertrieben einseitige Kritik immer zu erzielen ist, macht es schwer, die Anliegen, die Nenning zweifellos vertreten will, vom Gag zu trennen, der nur der Befriedigung der Eitelkeit : dient…“

So meinte es der steirische SPÖ- Gewerkschaftsfunktionär Dr. Rupert Gmoser und bezeichnete seinen Freund in subtiler Abwandlung als „den besten Günther, den wir je hatten“.

Und Nenning dankte dem „lieben Ruperl“: „Deine Kritik an mir ist in manchen Punkten richtig …“

Der Dialog der beiden Sozialisten freilich vollzog sich in der steirischen „Kleinen Zeitung“ und ist vorläufiger Höhepunkt der SPÖ- Diskussion mit und über Nenning.

Der Fall Nenning ist zum „großen Welttheater“ einer Tingel-Tangel- Bühne geworden, vor der die Zuschauer zwischen Amüsement und Gruseln hin und her gerissen werden; oder zu einem Trapezakt, in dem der Seiltänzer zum- Wurstl gemacht und vom Zirkusdirektor öffentlich geohr- feigt wird. Nur, daß der Wurstl sich nichts gefallen läßt und mit faulen Eiern und Paradeisern zurückwirft.

Die „Trapeznummer“ begann mit der Kritik des linken, rechten, roten, katholischen, prokommunistisch- reaktionären „Neuen Linken“, des Präsidenten der Journalistengewerkschaft Günther Nenning an der Haltung des sozialistischen Establishments gegenüber den roten Studen-ten, die in Wien zwar nicht mit i Pflastersteinen warfen, aber immer- 1 hin die Maifeier der SPÖ störten, i Bei der Einweihung des Wiener 1 Pressezentrums kam es zwischen ‘ dem besten Günther und dem besten : Bruno, den wir haben, zu erregter i Meinungsverschiedenheit. Nenning ‘ und Kreisky rangelten fast mitsam- men, wie Umstehende festgestellt haben wollen. Dann stellte Nenning in seiner Zeitschrift dem SPÖ-Chef Fragen; dem Fernsehinterviewer Kreuzer (selbst ein gemaßregelter SPÖ-Journalist) erklärte Kreisky, daß er diese Fragen nicht zu beantworten gedenke. Denn der Nenning sei ein „politischer Wurstl“.

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