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Erinnern Sie sich noch an Zlatko? Nein? Also: Anno 2000, als der deutsche Kanal RTL II sein Schlüsselloch-Fernsehen startete, hatte es das eher schlichte Gemüt mit Migrationshintergrund bis ins deutsche Feuilleton geschafft, das damals sogar über die Zlatkoisierung der Gesellschaft räsonierte. Heute ist Zlatko aus dem Blick verschwunden, und über den medialen Aufreger der Jahrtausendwende denkt heute auch niemand mehr nach: Big Brother - jener an George Orwells Horrorvision 1984 angelehnte Sendungstitel - erregte damals die feinsinnigen Kulturwächter wie die grobschlächtigeren Hüter von Moral und Anstand.

Dass Big Brother im Jänner 2007 nun schon zum siebten Mal on air geht, kratzt kaum jemanden mehr. Warum soll man denn auch einer Gruppe von (unter)durchschnittlichen Zeitgenossen zuschauen, wie sie 150 Tage im Jahr verbringt? Das Publikum hat zwar schon eher genug von dieser Vorstellung, aber leider noch nicht ganz genug, sonst würde RTL II die Chose ja nicht wieder lostreten.

Aber zahlt es sich aus, dagegen Zeter und Mordio zu schreien? Kaum. Zumal ja die Kandidat/inn/en ordentlich ausgesucht werden. Unter anderem müssen sie vorab offenbaren, ob sie Single sind, ob sie Sorgerecht für ein Kind haben, ob sie verschuldet sind, bereits einen Offenbarungseid leisten mussten, einen HIV-Test beibringen können. Außerdem will der Sender vorab wissen, wie die sexuelle Ausrichtung ist - ob hetero-, homo- oder bisexuell -, wie lang die längste Beziehung dauerte, ob sie sich nackt im TV zeigen würden und ob es Familienmitglieder gibt, zu denen der Kontakt abgebrochen ist ...

Liebes Publikum, du siehst, wie sorgfältig die Leute, die du dann via RTL II im Container beobachten kannst, ausgewählt werden. Es geht alles mit rechten Dingen zu. Und außerdem: Wenn es dir nicht passt, kannst du ja einfach ab- oder weiterschalten.

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