Unendliche Geschichte

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Wer glaubte, dass die Unendliche Geschichte ein einstiger Kultroman gewesen sei, dürfte sich getäuscht haben. Zumindest hierzulande. Kult ja. Roman nein. Viel eher Königsdrama, bei dem keine Intrige ausfällt. Allerdings mit fortschreitender Dauer des Ganzen und mit ewigen Neuauflagen derselben Szenarien doch ein wenig fade. Auch dass einer der Könige mittlerweile das Zeitliche gesegnet hat, macht die ganz schön lähmenden Kämpfe auch nicht lustiger.

Aber der Reihe nach: Vor kurzem feierte Hans Dichand, Patriarch, aber nur 50-Prozent-Eigner der Kronen Zeitung, den 86er. Im Gegensatz zur Rüstigkeit des einen Alten, verstarb Erich Schumann, der Kontrahent von der WAZ, dem anderen 50-Prozenter. Dass die neue Konstellation die Pattstellung beim größten Kleinformat aufbrechen würde, konnte bis dato niemand feststellen. Dafür muss sich Dichand weiter mit Altlasten herumschlagen. So gewann Michael Kuhn, den Dichand als Chefredakteur zu schassen versuchte, auch in zweiter Instanz seinen Arbeitsprozess. Die Kündigung Kuhns sei unwirksam, weil die WAZ damit nicht einverstanden war. Nun bleibt Dichand nur der Gang zum Obersten Gerichtshof, der das Verfahren aber nur dann aufrollen muss, wenn er es für besonders wichtig erachtet.

Die Karten für Hans Dichand scheinen in dieser Causa also nicht besonders gut, zumal Kuhn zur Zeit mit vollen Bezügen spazieren gehen muss (aber arbeiten will …). Also doch Königsdrama, denn ein solches driftet ja normalerweise ganz und gar ins Tragische ab, in diesem Fall kommt offenbar die groteske Note unstillbaren Eigensinns dazu: Ideologisch und journalistisch konnte man zwischen Hans Dichand und Michael Kuhn ja kaum Unterschiede finden, letzterer erschien diesbezüglich immer als treuer Diener seines ihm nun so grollen-den Herrn. Otto Friedrich

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