Sie ernähren sich von Ratten und dem wenigen Reis, den sie als Bezahlung für ihre Arbeit auf Reisfeldern erhalten: die Dalits, die "Unberührbaren", die Angehörigen der untersten Kaste des indischen Kastensystems. Wie dieses offiziell seit Jahrzehnten abgeschaffte System noch heute weiterlebt, lässt sich trefflich anhand kulinarischer Phänomene illustrieren. Dass ein ungewöhnlicher Blickwinkel, nämlich die Perspektive des Kochtopfs, höchst aufschlussreiche politische und soziale Reportagen hervorbringen kann, beweist das Weltjournal, das im August wie gewohnt etwas andere Wege geht als sonst (ORF 2, Mittwoch, 22 Uhr 30).
In der Reihe Der Gastronaut erkundet Stefan Gates, einer der populärsten Fernsehköche Großbritanniens, mit einem BBC-Team vier Weltgegenden. Den Anfang machte Indien, es folgen Venezuela, Uganda und der arktische Norden Kanadas.
Von der Ernährung ausgehend führte die erste Reportage die tristen Lebensumstände der "Unberührbaren" am Land und die organisierte Gewalt, der sie dort ausgesetzt sind, vor Augen. Die Flucht in die Slums der großen Städte bringt den allermeisten von ihnen keine Verbesserung, denn dort befindet sich zwar das alte Kastensystem in Auflösung, wird jedoch durch ein neues abgelöst: nicht mehr die soziale Herkunft, sondern das Geld zählt.
Eine der wenigen Aufstiegschancen für Dalits bietet der boomende Sektor der Essenszustellung - eine Arbeit, die sie am Land gar nicht verrichten dürften, denn ihnen ist es verboten, auch nur das Geschirr von Angehörigen höherer Kasten zu berühren. Dies wirft zugleich einen Blick auf eine andere, gar nicht explizit beleuchtete Hierarchie innerhalb der indischen Gesellschaft: Denn wer kocht das Mittagessen, das die Zusteller den Männern an ihren Arbeitsplatz liefern? Die Frauen zu Hause.