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Gold bleibt Gold

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„Daphne“, bukolische Tragödie in einem Aufzug von Joseph Gregor, Musik von Richard Strauss, hatte als Neueinstudierung am 17. April (Karsamstag!) in der Staatsoper Premiere, unter der musikalischen Leitung von Karl Böhm. Es war ein festlicher Abend, aber auch ein festliches Ereignis. Dem leidenschaftslosen, völlig der Natur verbundenen Geschöpf Daphne konnte kaum eine Sängerpersönlichkeit gerechter werden als Hilde Güden mit ihrer reinen hellen, etwas kühlen Stimme und ihrer mädchenhaften Erscheinung. Ihre Mutter Gäa fand In Vera Little eine erdverbundene, fast königliche Gestaltung, ebenso Peneios durch Paul Schöffler. Dem Leukippos verlieh Fritz Wunderlich Züge, die Apolls Gegnerschaft ernst nehmen ließen, und Apoll selbst fand in James King einen Darsteller von ebenso sieghafter Stimme als olympischem Gehaben. Die Musik mit ihrer gleichsam unendlichen Melodie strömt dahin wie ein silbernes Band, erinnert etwa an die der Ariadne, die ihr allerdings die Erstgeburt voraus hat. Die meisterhafte Instrumentierung fesselt nach wie vor. Man wird von der Musik eingehüllt wie von Watte, sie ist Schönheit in jedem Takt, wenn auch Schönheit, die ihre Spannung verloren hat. Es gibt keine Überraschung, man kennt das alles und freut sich kulinarisch daran, ohne eine Erwartung zu nähren, die umsonst wäre. Indes Gold bleibt Gold, auch wenn der daraus geprägte Taler um einige Punkte an Kaufkraft sinkt. Das einzige Bühnenbild wurde durch Beleuchtungskünste ständig verwandelt. Sein Schöpfer ist wie jener der Kostüme Rudolf Heinrich. Die Inszenierung von Rudolf Hartmann schuf bewußt nicht allzu viele Bewegungspunkte in das statische Bild, die Spielleitung Leo Meinerts stimmte mit Bild und Musik ausnahmslos überein. Das Publikum gab am Schlüsse seiner Freude Ausdruck über das vollkommen Schöne, das hier geboten wurde, feierte den Dirigenten Karl Böhm als seinen Liebling wie die Darsteller mit echter Begeisterung.

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