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Heißer Fluß und kalte Platte

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Zwischen Mississippi und der englischen Countryside hat sich das Theater in der Josefsgasse mit seinen beiden ersten Inszenierungen der heurigen Spielzeit thematisch angesiedelt. Eine gewaltige Distanz, nicht nur im geographischen Sinn. Unter dem banalen Titel ..M i s s i s- s i p p i - M e 1 o d i e“, der auf ein Musical schließen ließe, wurden vier Einakter von

Tenessee W H 1 i a m s zusammengefaßt, Kurzdramen, die in Abbreviaturen die ganze dichterische Kraft der großen Werke offenbaren. „27 Waggon Baumwolle“ rollen durch die heiße Niederung auf die Endstation Sehnsucht zu. Zwischen Illusion und Ausweglosigkeit bewegt sich das Gespräch des Halbwüchsigen mit dem irren Mädchen in „Das Betreten des Grundstückes ist untersagt“. Etwas blasser die Nachtszene „Sprich zu mir wie der Regen“. Der stärkste der Einakter, „Bildnis einer Madonna", lief vor nicht allzu langer Zeit unter dem Titel „Die schattenlose Straße" im Akademietheater, Alma Seidler spielte damals die Hauptrolle. Im dumpfen, altmodischen Zimmer erblüht ein Strauß verblaßter Mädchenträume, ein paar Häuser weiter sitzt wohl Laura vor ihrer Glasmenagerie. Kelle Riedl war als Regisseur um eine dichte Aufführung bemüht.

Dann tat er einen großen Gedankensprung und inszenierte die unterhaltsame Komödie „Kleines Hotel“ von Rex Forst. Das Spielchen handelt von einem alten Kellner, der souverän alle Kniffe seines Metiers beherrscht und im Verlauf der Begebenheiten eine kleine Speisesaalphilosophie entwickelt. Zwar spielte Harald R i f f 1 a n d an der Rolle vorbei und stellte statt des würdevollen englischen Kellners einen Wiener Kaffeehausober auf die Bretter, doch alles in allem war das leichte Menü in drei szenischen Gängen ganz gustiös. Kelle Riedl, der auch mitwirkte, sei gesagt, daß er nicht zum Komiker geschaffen zu sein scheint.

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