6886244-1979_28_07.jpg
Digital In Arbeit

18 Prozent mehr Zivildiener

Werbung
Werbung
Werbung

Eine kleine Zivildienststatistik legten Amnesty International (AI) und die österreichische Hochschülerschaft (ÖH) kürzlich in Wien bei einer Pressekonferenz vor: Von rund 48.000 Stellungspflichtigen Jugendlichen bewarben sich 1978 etwa 3000 für den Zivildienst, was einem Prozentsatz von rund sechs Prozent entspricht. Zwei Dritteln der Antragsteller wurde der Zivildienst genehmigt.

Eigentliches Hauptthema der Pressekonferenz war die Diskriminierung der Zivildiener gegenüber Präsenzdienern in Staaten Westeuropas. Besonders kraß sei die Situation in Frankreich, der Schweiz und Griechenland. In diesen Staaten sei etwa die Länge des Zivileinsatzes doppelt so lang wie jene des Präsenzdienstes. Besonders repressive Maßnahmen sind AI zufolge in Frankreich festzustellen: Denn die französische Zivildienstkommission, deren oberster Vorgesetzter das Verteidigungsministerium ist (in Österreich ist das Innenministerium dafür zuständig), setzt sich zur Hälfte aus Offizieren der französischen Armee zusammen.

In Österreich ist die Situation für den Zivildiener wesentlich besser, Organisationen, die die Idee des Zivildienstes propagieren, werden nicht verboten (im Gegensatz zu Frankreich), die Gewissensprü-

fungskommission läßt die meisten Antragsteller durch. Daß dabei auch solche durchschlüpfen, die weniger aus Gewissensgründen handeln, sondern vielmehr den Anstrengungen von acht Monaten Heer entgehen wollen, ist den Verantwortlichen bekannt.

Nicht bekannt ist es dem ÖH-Wahlverlierer und ÖSU-Mann Fritz Pesendorfer, dessen merkwürdige Einstellung zum österreichischen Bundesheer sich durch Zitate am besten wiedergeben läßt: so bezeichnete er zum Beispiel die Feuerwehr als „paramilitärische Einrichtung“.

Was die unvollständige, von der ÖH vorgelegte Zivüdienststatistik verschweigt: Seit der Einführung des Zivildienstes 1975 ist der Prozentsatz der Wehrdienstverweigerer in Österreich stetig und bestimmt angestiegen. Waren 1975 noch 2481 Fälle zu verzeichnen, so haben sich 1978 schon 2914 Zivildienstanträge im Innenministerium gestapelt. Das entspricht einer Erhöhung von rund 18 Prozent. Und heuer ist ein weiterer Anstieg zu erwarten.

Seufzt ein Beamter im Verteidigungsministerium auf die Frage, ob er wisse, wieviel Wehrdienstverweigerer es gebe: „Ich weiß es nicht genau. Ich weiß nur, daß sie uns beim Heer abgehen.“

Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung