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Angestrebte Doppelbödigkeit

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Was man halt so Liebe nennt, wenn Amore im weißen Jogging-Anzug mit blitzrotem Käppi (und vielfachen Doppelgängern) auftritt: In Nikolaus Harnoncourts Neueinstudierung von Claudio Monteverids, .L'Incoronazio-ne di Poppea” bei den Salzburger Festspielen wird das Drama sowohl musikalisch als auch von der Inszenierung her augenzwinkernd doppelbödig realisiert.

Der dramatischen Handlung des 1642 entstandenen Werkes um Nero-nes (Kaiser Nero) blindergebene Leidenschaft für die schöne Poppea, um deren Legalisierung willen er seinem Lehrer Seneca den Selbstmord befiehlt und seine angetraute Ottavia in die Verbannung treibt, hat Montever-dis kunstvolle Tonsprache viele ak-kustische Facetten gegeben.

Der Neuinszenierung durch Jürgen Flimm kommt das Verdienst zu, dem der alten Musik entwöhnten Hörer auch optisch etwas zu bieten. Seien dies die schwülstigen Renaissancegewänder (Kostüme Marianne Glit-tenberg), sei es das an Rene” Magritte orientierte „alte Rom” (Bühnenbild Rolf Glittenberg), seien es die das Geschehen begleitenden Gestalten der Fortuna und Virtu (Tugend) mit ihren Klappsesserin. Auch die auf deutsch und englisch oberhalb der Bühne projizierten Texte sollen offenbar den Zugang erleichtem.

Es wäre aber nicht Nikolaus Har-noncourt als Bearbeiter und Dirigent, wenn nicht trotzdem dem musikalischen Geschehen der Hauptpart zufiele. So präzise, energisch und einfühlend wie gewohnt leitet er seinen erweiterten Concentus Musicus, beflügelt und begleitet er seine Solisten. Und diese sind neben dem Dirigenten und dem Regisseur das dritte Atout des Abends. Die Stimmen von Sylvia McNairs Poppea, Philip Langridges Nerone, Mariana Lipovseks Ottavia, Jochen Kowalskis Ottone, Kurt Molls Seneca, Andrea Rosts Drusilla und Hans Jürgen Lazars Amme lassen keinen Wunsch offen.

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