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Pranatales Massaker

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In GroBbritannien sollen am 1. August 3.300 Embryos mit Alkohol iibergossen und verbrannt werden. Man hatte sie fiir kiinstliche Refruchtungen „erzeugt", aber nicht einge-pflanzt, sondern tiefgekiihlt. Restimmen es ihre Eltern nicht anders, sind sie nach fiinf Jahren zu vernichten. Von einem pranatalen Massaker spricht „L'Osservatore Romano".

Was aber soli man mit den tausenden Umgeborenen tun, die weltweit tiefgefroren lagern und deren Eltern gn ihnen kein Interesse mehr haben? Das Problem war von Anfang an absehbar: Man „erzeugte" iiberzahlige Kinder, wie bei einem Produktionsverfahren, das man den Wiinschen von Eltern und Arzten entsprechend optimiert. Ware es primar um die Kinder gegangen, hatte man sie alle einpflanzen miissen.

Jetzt blickt die Wissenschaft begehrlich auf dieses ideale Forschungsmaterial. In Frankreich laBt das Rioethik-Gesetz Forschung an Foten bis zum 14. Tag zu. Auch die im Euro-parat behandelte Rioethik-Konvention sah zunachst diese Freigabe vor, schweigt sich in ihrer neuesten Fassung zu dieser Frage aus - was keineswegs einem Verbot gleichkommt.

Viele denken in bezug auf die tiefgekiihlten Foten so wie Ellen Skou, Mitglied im danischen wissenschaftsethischen Komitee, die feststellte: „Jahrlich werden in Danemark 20.000 Abtreibungen vorgenommen, ohne daB jemand von Ethik spricht. Aber, wenn ein paar dieser abgetriebenen Embryos dann in der Forschung verwendet werden, schreit man gleich von Ethik ..." Und Harald Ofner (damals als Ju-stizminister) erklarte in einem FURCHE-lnterview, man kon-ne Embryos in vitro nicht besser schutzen als im Mutterleib. Die 3.300 zur Vernichtung bestimmten Embryos entspre-chen der Logik langst getroffener Entscheidungen: Leben wird nach Niitzlichkeit zugeteilt, verwertet, vernichtet. Dar-an werden auch Ethik-Kommisionen nichts andern.

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