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ARGE-Festspiele

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Künstlerische Sensationen waren, wenn man von der international vielbeachteten Uraufführung von Luciano Berios „ Un Re in Ascolto" und Karajans ,JRo-senkavalier"-Reprise absieht, bei den Salzburger Festspielen heuer kaum zu registrieren. Dennoch melden die Festspielmacher neue Spitzenwerte an Besuchern, Einnahmen und Platzauslastung. Und man bemühte sich auf Salzburger Art, den kategorischen Sparermahnungen des Rechnungshofes nachzukommen.

So wurden Michael Hampes „Cosi fan tutte"-Inszenierung ebenso wie Otto Schenks .Zerrissener" endgültig zu Dauerbrennern, Jean-Pierre Ponelles „Zauber/löte" gehört bereits zu den Festspielveteranen, und wenn man's genau nimmt, ist Ponnelles .Jdomeneo" auch nicht mehr der Jüngste.

Sogar Karajan spielte auf der Klaviatur des Sparens und wiederholte seinen .Jtosenkavalier" in den — freilich sündteuer aufgefrischten — Fundusbühnenbildern Teo Ottos. Mit Händeis ,Jephta" begründete man eine Arbeitsgemeinschaft mit dem Landestheater, die ebenfalls sparen helfen soll.

Die Arbeitsgemeinschaft, .ARGE-Festspiele" sozusagen, ist für die kommenden Jahre überhaupt der Schlager: Hans Lietzau wird 1985 bei Heribert Sasse an den Berliner Staatlichen Schauspielbühnen Claudels ,JSeidenen Schuh" inszenieren und als Dreiviertelfertigprodukt nach Salzburg weiterreichen. Nach dem gleichen Prinzip werden Hans Werner Hernes Fassung derMon-teverdi-Oper .Jleimkehr des Ulisses" von Hampe in Köln vorbereitet.

Und so wie heuer wird John Neumeier sein 1980 in Hamburg herausgebrachtes und dann landauf, landab gezeigtes Ballett Matthäus-Passion" auch 1985 auf dem Domplatz präsentieren. Das Salzburger Landestheater wird Händeis „Saui" als Fertigprodukt liefern und auch ,Jeph-ta" weiter spielen. Karajans „Carmen" wird überhaupt gemeinsam mit den Osterfestspielen produziert___

Keine Frage, daß die Methode für Salzburg rationelles Arbeiten, geringere, weil geteilte Kosten und die Weiterverwertung der Millionenproduktionen bedeutet. Nur, vom schönen alten Festspielgedanken, daß Künstler sich zur einzigartigen Zusammenarbeit in Salzburg zusammenfinden, ist da nichts mehr übrig. Wenn der Kassenrapport halbwegs günstig ist, verzichtet

man zur Not auch auf das „unverwechselbar Salzburgische". Wer weiß, vielleicht tut's ein Tourneetheater mit Startverpflichtung in Salzburg auch?

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