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Berührende Briefedition

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Aus rund 100 erhaltenen Briefen des großen Dichters aus dem Böhmerwald hat der Wiener Germanist Werner Welzig 59 recht signifikante Schreiben ausgewählt und nunmehr hervorragend ediert.

Zeitlebens hatte Adalbert Stifter beabsichtigt, eine Briefesammlung zu veröffentlichen, denn für ihn waren die Übergänge zwischen persönlichem Lebenszeugnis und literarischem Schaffen fließend, ja kaum vorhanden. Deswegen sind seine Briefe eher nicht als „Fenster" anzusehen, die Einblick in verschlossene Lebensräume gewähren, sondern vielmehr dem Schaffensprozeß selbst zuzuordnen.

Auffallend ist jedoch Stifters allgegenwärtige Intimität, ja Innigkeit, mit der er selbst ihm nicht besonders Nahestehende anspricht. Neben Verwandten und Freunden, an die die sehr oft ausführlichen Briefe gerichtet sind, ist es vor allem ein Adressat, dem er Einblick in seine Arbeit gibt und dem er auch immer wieder pädagogische und politische Gedanken auseinandersetzt: sein in Budapest wirkender Verleger Gustav Heckenast, welcher ihm so schon bald ein enger Vertrauter wird.

Wer Stifters Dichtung kennt und liebt, wird sie auch in diesen nur vordergründig harmoniebestimmten Schreiben unschwer wiederfinden. Werk und Person bilden wie bei wenigen Großen eine Einheit. Dennoch oder gerade darum sind die vorliegenden 59 Briefe als geoffenbarte Dokumente des Herzens anzusehen. Man wird das Buch nicht ohne innere Rührung aus der Hand legen.

ADALBERT STIFTER. DIE KLEINEN DINGE SCHREIEN DREIN. 59 Briefe. Herausgegeben von Werner Welzig. Insel Verlag, Frankfurt/Main 1991. 231 Seiten, öS 296,40.

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