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Adalbert Stifter

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Erzählungen in der Urfassung. Adam-Kraft-Verlag, Augsburg 11 Bände. 1180 Seiten. Preis je Band 2.80 DM — Brigitte. Urfassung und Studienfassung. Adam-Kraft-Verlag. 88 Seiten. — Wanderungen mit Stifter. Herausgegeben von Karl Bardachzi. Prestel-Verlag, München. 268 Seiten. — Stifter-Jahrbuch HI/IV. Gans-Verlag, Gräfeling - München. 244 Seiten, 7 Textabbildungen, 16 Tafeln, Preis 9.80 DM; 292 Seiten, 14 Textabbildungen, 24 Tafeln, Preis 12.50 DM. — Adalbert Stifter. Von Johann Apren t. Mit Einleitungen und Anmerkungen von Moriz Enzing.er. Hans-Carl-Verlag, Nürnberg 3 Tafeln, 116 Seiten. Preis 5.80 DM. — Adalbert Stifter. Briefe. Herausgegeben von Gerhard Fricke. Hans-Carl-Verlag. 232 Seiten. Preis 5.80 DM. — Festschrift des Adalbert-Stifter-Instituts des Landes Oberösterreich zum 150. Geburtstag des Dichters. Linz. 203 Seiten. 1 Textabbildung, 5 Tafeln, 1 Faltkarte. — Die Pflegetochter. Ein Stifter-Roman. Von Rudolf G r a b e r. Kraft-Verlag. 324 Seiten. Preis 9.20 DM

Je überlauter die Welt, desto inniger flüchtet die erschreckte Seele in die Stille der urewigen Dinge. So erklärt es sich, daß seit dem ersten Weltkriege das Stifter-Schrifttum zunimmt und daß nach dem Inferno des zweiten Krieges der Mensch das Große nicht dort sucht, wo Große sich selbst dazu ernennen, sondern dort, wo im Kleinen das Große unentwegt sich verkündet.

Der Ur-Stifter ist das Unmittelbare der Aussage. Berufenere (Gcrtrude von le Fort, Felix Braun. Oskar Loerke, Josef Hofmiller u. a.) haben dazu das Nötige gesagt. Man kennt Stifter nicht völlig, wenn man seine Frühfassungen ungelesen läßt. Sehr aufschlußreich ist die synoptische Ausgabe, welche der verdiente Stifter-Forscher Max Stefl (München) von der Erzählung „Brigitte“ veranstaltet hat.

Bardachzi ist auch ein weitbekannter Herold Stifters. Mehr als 200 Vorträge im In- und Auslande hat er über ihn gehalten und das Verständnis im Volke wachzurufen verstanden. Sein Buch (mit den poetischen Farbaufnahmen) geht des Dichters Wege und man kann sich keinen besseren Wandergenossen zwischen Böhmerwald, Wienerwald und Alpen finden als eben dieses Buch.

Im Stifter-Jahrbuch (herausgegeben vom Stifter-Verein, Münahen, und der Historischen Kommission der Sudetenländer), finden wir im III. und IV. Bande Aufsätze, die Stifter betreffen. Josef Mühlberger, Nadler und Schwalber sind die Autoren.

Die biographische Skizze, welche der Linzer Realschulprofessor Aprent im Jahre 1869 seiner Stifter-Brief-Ausgabe (bei Heckenast, Pest, 1. Band, Seite IX bis LXX) vorausschickt, ist wohl nicht in allen Punkten zuverlässig, aber unter den frühen Biographien bestimmt die wertvollste, schon weil Aprent, dessen Persönlichkeit eigentlich noch nicht befriedigend genug erforscht ist, von Stifter als Biograph ausersehen war. Professor Enzinger, selbst Kremsmünsterer Zögling, der jetzt den Lehrstuhl für neuere österreichische Literaturgeschichte in Wien innehat, gibt in der Einleitung und den genauen Anmerkungen der historischen Biographie die nötige Fassung.

Neben den Werken Stifters muß man immer eine Ausgabe seiner Briefe haben. Hier spricht er sich oft mit einer Eindringlichkeit aus. die hinreißt; und da wir auf lange Sicht mit einem Neudruck der Gesamtausgabe und also auch aller Briefe nicht zu rechnen haben, sind wir doppelt dankbar für jede Auswahl. Die Nürnberger Ausgabe berührt sich natürlich mit jener der Jugendbriefe durch Wilhelm Enzinger (Graz 1954). Sie ist jedoch durch die Anlage ausführlicher (durch die Briefe an Heckenast) — wenngleich beispielsweise andere Schreiben (so jenes an Freiherrn von Hendel vom 17. Juni L836) in einer gegenüber der Grazer Urfassung gekürzten Form aufscheinen.

Die Festschrift des Adalbert-Stifter-Instituts des Landes Oberösterreich ist ein Markstein in den Annalen dieses einzigen Literaturinstituts, das ein österreichisches Bundesland unterhält; wichtig erscheinen vor allem die genealogischen Aufsätze und dann die der Forschungen ästhetischer, formenkund-licher und biographischer Art.

Ueber den Roman „Die Pflegetochter“ sagten wir bereits das Nötige. („Die Furche“, 10. Jahrgang,Nr. 16, vom 17. April 1954, Seite 2.) Letzthin konnten wir Einblick nehmen in die Novelle „Juliane“ von Josef Mühlberger, welche Graber auf der letzten Seite seines Romans nennt. Diese Novelle erschien am 3. Juli (nicht am 2. Juli, wie Graber schreibt) 1938 im „Sonntagsblatt der Basler Nachrichten“, wurde aber bereits Jahre vorher von der Wiener Zeitschrift „Die Pause“ mit dem 1. Preise ausgezeichnet. Wir möchten bezweifeln, ob Graber diesen Preis mit seinem Roman errungen hätte.

Liebe in Washington. Roman. Von Helen M a c I n n e s. Uebersetzt von Harry Kahn. Frctz & Wasmuth-Verlag, Zürich. 344 Seiten.

Ein Gesellschaftsroman, der sich in den Kreisen amerikanischer Diplomaten bewegt und in dessen Handlung die politischen Spannungen der freien und totalitären Welt hineinspielen. Die Verfasserin kann geschickt erzählen und hat psychologischen Scharfblick, der sich in der Schilderung ihrer Menschen und deren Beziehungen zueinander bewährt. Im Politischen allerdings bedient sie sich einer störenden Schwarzweißmanier, die in ihrer Grundhaltung nicht allzu weit von sturem McCarthismus entfernt ist, obwohl sie dessen Methoden anprangert.

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