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Stirter-Ausstellung in Urfahr

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Mit einer liebevoll und würdig gestalteten Ausstellung ehrt das Oberösterreichische Landesmuseum in Linz gemeinsam mit dem Städtischen Kulturamt und der Österreichischen Kulturvereinigung Linz Österreichs großen Dichter Adalbert Stifter, der am 28. Jänner 1868 gestorben ist. Neben den Leihgaben der Wiener Stif'er-Gesellschaft werden nur Stücke oberösterreichischer Sammlungen gezeigt. Diese zeitbedingte Beschränkung wird aufgewogen durch die Darstellung der Umwelt Stifters in Oberösterreich: Persönlichkeiten,

Theater-, Verlags- und Pressewesen der Zeit, das Bild der Kleinstadt, die Linz zur Zeit der Übersiedlung des Dichters, 1848, noch war. Die Gemälde der „Adalbert-Stifter-Galerie“ werden interessant durch den Vergleich mit dem Kunstideal, dem der Diditer als Zeichner und Maler selbst nachstrebte. Und in diesen 37 Werken — ein Drittel aller bekannten Arbeiten des Malers Stifter — fühlen wir uns in vielen Umschreibungen des Mondgeheimnisses, in andächtig-versenk ten Studien über Steine, Felsen, Baumstämme und Wolken zur Dichtung geleitet. Da finden sich Erstdrucke und Erstausgaben bis hin zu der von August Sauer begründeten Gesamtausgabe, die in ihrem mangelnden Abschluß eine Mahnung bleibt. Menschen, Ereignisse und Dinge um Stifter werden in ausgewählten Zeugnissen lebendig Auch der „Schulrat" und der „Conservator für das Kronland Oberösterreich“ kommen zu Wort. Von Adalbert Stifters Heimat und Herkommen sprechen zu uns Ahnentafeln, Schülerlisten, Briefe, Partezettel. Als Stifter einmal die Bilder betrachtete, die Ferdinand Axmann von ihm und seiner Gattin gemalt hatte, schrieb er in einem Brief von 1861: „Wem werden die Bilder nach unserem Tode zufallen? Nur für Kinder sind solche Dinge Kleinode. Wer wird unsere Gestalt und unsere Mienen ehren, wenn wir tot sind, und wer wird mit Rührung vor ihnen stehen?" Modell und Bilder des Geburtshauses in Oberplan stimmen uns traurig. Aber die Bildnisse des Dichters selbst, zum Teil ausgezeichnete Beweise früher photographischer Kunst, künden uns das Unvergängliche. Wir kehren noch einmal zurück zum grünumkränzten Pult und nehmen Abschied von der Totenmaske, dem ergreifenden Gehäuse eines edlen Geistes, und wir glauben erschüttert, den Schrei des Schmerzes zu hören, der auf den leis geöffneten Lippen zittert.

„In unserer Gegenwart, da die Stätten der Forschung und Pietät, die das Werk des Dichters in seiner Geburtsheimat hüteten und kündeten, in ihrer früheren Wirksamkeit erloschen sind, ist es zur doppelten Ehrenpflicht seiner oberösterreichischen Wahlheimat geworden, eine würdige Pflegestätte seines Erbes, einen lebendigen Mittelpunkt seiner Verehrung zu bereiten und so den Dichter sinnbildlich zum zweitenmal in die Heimat aufzunehmen.“ Mit diesen Worten wirbt Dr. F. Pfeffer für den Gedanken, Stifters

Wohn- und Sterbehaus in Linz, das ihm die letzten i zwei Lebensjahrzehnte Heimat gab, zu einer Erinnerungsstätte zu gestalten. (Die Ausstellung ist bis 13. Juni geöffnet.) Ein vom Leiter des Museums und von seinen Mitarbeitern gestalteter Führer gibt zu den einzelnen Gruppen sorgsame und kenntnisreiche Einführungen und hat so bleibenden Wert. Man verläßt das Haus getröstet, daß ein großes dichterisches Werk nicht vergessen ist und daß die Gestalt seines Schöpfers neue Liebe und Verehrung weckt.

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