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Tiefenpsychologie und Seelsorge

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Die Tiefenpsychologie hilft dem Seelsorger. Von E. Ringel und U. van Lun. Seelsorgerverlag im Verlag Herder, Wien, 1953. Preis 18.60 S

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Die Tiefenpsychologie hilft dem Seelsorger. Von E. Ringel und U. van Lun. Seelsorgerverlag im Verlag Herder, Wien, 1953. Preis 18.60 S

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Das vorliegende Buch geht von dem Gedanken aus, daß ohne psychologisches Wissen eine erfolgreiche Seelsorge nicht möglich ist, da diese ja eine gründliche Kenntnis der menschlichen Seele voraussetzt. Unter diesem Gesichtspunkt wird nun versucht, das entsprechende, von der Tiefenpsychologie und auch von der Psychiatrie erarbeitete Wissen dem Seelsorger zu vermitteln, was vom wissenschaftlichen Standpunkt her gesehen in einer sehr klaren und richtigen Weise geschieht. Zunächst wird angestrebt, allfällige und oft gegen die Tiefenpsychologie gefaßte Vorurteile zu beseitigen. Dazu werden die drei wichtigsten Schulen auf diesem Gebiet, die mit den Namen Freud, Adler und Jung verknüpft sind, kurz skizziert. Keine dieser Lehrmeinungen wird dabei bedingungslos angenommen, sondern alle werden einer kritischen Betrachtung unterzogen. Darüber hinaus enthält das Buch aber neue und völlig eigene Gesichtspunkte, wie z. B. Betrachtungen zur Psychologie des Glaubens und des Unglaubens und zum Problem des Glaubensverlustes, die für die Zukunft neue Wege weisen. In diesem Zusammenhang wird darauf hingewiesen, daß die richtige Erfassung der Tiefenpsychologie nicht auf die Determiniertheit des Menschen, sondern auf seine freie und verantwortliche Willensentscheidung hinführt. Diese Ausführungen zeigen eine bedeutungsvolle Uebereinstimmung mit der Meinung des Papstes, wie sie in seiner letzten diesbezüglichen Rede anläßlich des Kongresses für Psychotherapie und klinische Psychologie in Rom zum Ausdruck gekommen ist.

Vorbildlich sind die gegebenen Richtlinien einerseits für die Zusammenarbeit zwischen Arzt und Priester, die ja die beiden Autoren selbst verwirklichen, anderseits für die saubere Trennung beider Gebiete. An Hand von klaren Fallbeispielen werden alle besprochenen theoretischen Gesichtspunkte leicht verständlich erläutert. Es werden dabei vorwiegend jene Krankheitsbilder eingehend untersucht, die für die praktische Seelsorge von größter Wichtigkeit sind: Die Zwangsneurose und die Hysterie. Besonderer Wert wird auf das rechtzeitige Erkennen und die sofortige Ueberweisung solcher Kranken an den Psychotherapeuten gelegt, was ja für die Heilungsaussicht von größter Bedeutung ist. Deshalb wird auch eingehend auf die Möglichkeiten eingegangen, die sich dem Priester bieten, den Neurotiker zu erkennen und vor allem das neurotische Schuldgefühl von der Schulderkenntnis eines gesunden Gläubigen zu unterscheiden.

Das vorliegende Buch stellt den Beweis dar, daß die Wiener psychiatrische Schule eine solche Zusammenarbeit zwischen Arzt und Priester begrüßt und aktiv ihren Beitrag dazu leistet. Deshalb erscheint die Schrift nicht nur wichtig für den Seelsorger, sondern auch empfehlenswert für den Arzt.

Die Biologie und der Mensch der Zukunft. Von Jean R o s t a n d. Holle-Verlag, Darmstadt und Genf 1952. 126 Seiten. (Originaltitel: La Biologie et l'avenir humain, Albin Michel, Paris; übersetzt von Hansjürgen Wille und Barbara Klau.)

Der Verfasser behandelt in vorliegender Schrift folgende „hochaktuelle“ Themen: künstliche Befruchtung, Verjüngung durch Hormone und durch andere Methoden; Organkultur, Organverpflanzung; die Züchtung höher entwickelter Menschen; Fortpflanzung ohne Mann, künstliche Parthenogenese (Gynogenesis und Androgenesis, je nachdem hiebei der Chromosomenbestand von der weiblichen oder der männlichen Keimzelle geliefert wird); Geschlechtsbestimmung nach Belieben, Geschlechtsumwandlung, künstliche Zwillingsbildung; Ektogenesis, das heißt Schwangerschaft „in der Retorte“; willkürliche Veränderungen des Embryo; der Uebermcnsch. Der Abschnitt „Ueber die Zukunft der Menschheit“ behandelt die Frage der negativen und positiven Eugenik, wobei der Verfasser sich für die Sterilisation einsetzt; künstliche und gelenkte Mutationen; experimentelle Polyploidie, worunter man eine Vervielfachung des normalen Chromosomensatzes und dadurch erzeugte Riesenformen (Gigns-Mutationen) versteht. Folgerichtig dürfte auch die Euthanasie in einem solchen Programm experimenteller Menschenzüchtung nicht fehlen, das den Menschen zum Herrn über Leben und Tod machen will.

Auf die Gefahr hin, für einen wissenschaftlichen „Rückschrittler“ gehalten zu werden, kann Referent zu solchen Phantasien enthemmter menschlicher Hybris nur sagen: Gott bewahre uns davor, daß jemals solche Phantasien einer entarteten Biologie Wirklichkeit werden!

Der praktische Fall. (Das gesamte Rechnungswesen in Aufgaben und Lösungen.) Von Doktor Julius Greif zu. Verlag Hammerich & Lesser, Hamburg. 588 Seiten.

Uebungswerke und Handbücher haben leicht einen Stich ins Formel- und Lehrhafte, der dem Mann der Praxis — nicht immer zu Unrecht — einen Teil des Zutrauens in ihre tatsächliche Verwendbarkeit raubt. Ein so gewiegter Fachmann wie Greifzu und sein Mitarbeiterstab wissen dies im vorliegenden ausgezeichneten Repetitorium und Wegweiser völlig zu vermeiden. Aus jeder Erläuterung und jedem Muster spricht die gründlichste Kenntnis des wissenschaftlich-theoretischen wie des durchführenden Bereiches. Zwischen diesen beiden bilden eine Fülle von Tabellen, Bilanzen und Kalkulationen die Brücke. Das Werk ist zum Studium wie zur praktischen Verwertung zu empfehlen.

An der Erde Rand. Von Dr. Petrus Klotz. Inn-Verlag, Innsbruck. 222 Seiten.

Vor dem ersten Weltkrieg unternahm der heutige Erzabt im Auftrag elf großer Tagesblätter eine Reise um die Welt. Die damals entstandenen, unter anderem in der „Reichspost“ veröffentlichten Reisefeuilletons ergänzte er nun Jahrzehnte später durch neues Sach- und Gedankengut und fügte sie zu drei Büchern zusammen. Wie die beiden ersten („An fremder Welten Tor“ und „Mein Weg durch die Völker“) führt auch der vorliegende dritte Band durch alle fünf Kontinente. In den lebhaften und wunderbar ausgefeilten Schilderungen schaut unser geistiges Auge fremde Welten, fremde Sitten und Gebräuche. Kurze Blicke in die Geschichte lassen uns das Leben und Arbeiten der uns so fremden Menschen verstehen, ob in Alaska oder in den Diamantgruben Südafrikas, ob in Chile oder in den Blauen Bergen Australiens. Wenn wir in loser Kapitelfolge Tausende von Meilen überspringen, da und dort Rast machen und Einkehr halten, finden wir überall wie in einem Spiegel das Antlitz Gottes. Voll Freude erwarten wir das für Frühjahr 1953 angekündigte Erscheinen des vierten Bandes („Rund um Erde und Menschen“), der hoffentlich ebenso reichhaltig mit guten Bildern ausgestattet sein wird wie sein Vorgänger.

Adalbert - Stifter - Institut. Vierteljahrszeitschrift. Linz, 1952. 112 Seiten.

Der erste Jahrgang der vom Adalbert-Stifter-Institut herausgegebenen Schrift, gedruckt bei der oberösterreichischen Landesregierung, liegt geschlossen vor und erfüllt die Erwartungen, die man bei der Gründung des Instituts auf Antrag des Landeshauptmannes Dr. Gleißner gehegt hat. Das Stifter-Land, die Heimstatt vorbildlich-hegen-der Kulturarbeit, hat sich damit in aller Welt in Erinnerung gebracht. — Aus dem Inhalt mögen wenigstens einige Tatsachen Erwähnung finden: Gugitz schreibt über unbekannte Dokumente, Ober-leitner über drei ungedruckte Briefe des Dichters. Wertvoll ist die Rubrik „Stifter in aller Welt“ mit der überraschend großen Anzahl der fremdsprachigen Uebersetzungen. Die Schriftenreihe des Instituts bereitet von Hüller eine Deutung des „Witiko“, von Wilhelm die Jugendbriefe Stifters und vom gleichen Herold des Dichters Einblicke in dessen Leben und Werk unter dem Titel „Begegnung mit Stifter“ vor (bei Stiasny, Graz, auf Subskription sehr preiswert).

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