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Blicke in die Ewigkeit

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DAS ERZÄHLERISCHE WERK. Von Ferdinand von Saar. Dritter Band. Amandus-Verlag, Wien. 42t Seiten, 8 Abbildungen auf Tafeln. Preis 104 S

Gelegentlich des Erscheinens des ersten und zweiten Bande haben wir ausführlich die Bedeutung des Unternehmen! gewürdigt, den Dichter wieder in unser Mitte zu holen, diesen feinsinnigen Künstler, echten Wiener und Altösterreicher („Die Furche“, Nr. 45, 1959). Bei dem gewohnten Kummer, unsere heimische Literatur auswärts gedruckt und gepflegt zu finden, ist es doppelt tröstlich, diesen dritten Band in die Hand zu nehmen, der die Themen der österreichischen Symphonie weiterspinnt und verarbeitet. An die letzte Novelle „Doktor Trojan“ im zweiten Band schließt sich, gemäß der von Minor herausgegebenen Erstausgabe der „Sämtlichen Werke“ Saar (Leipzig 1908), die Novelle „Conte Gasparo“ an, die so gespenstisch mit den letzten Zeilen an Saars eigenes Schicksal anklingt. „Conte Gasparo“ ist in Fortsetzungen zuerst im „Neuen Wiener Tagblatt“ erschienen (3. bis 5. Februar 1897). Auf diese Geschichte folgen: „Sündenfall“, die acht Novellen der Sammlung „Camera obscura“ (1900 bis 1901) und die vier Erzählungen der Sammlung „Tragik des Lebens“ aus dem Todesjahr des Dichters, 1906. — Es sind weiter, sehr schätzbar, ungedruckte Briefe Saars an Anna und Leopold von Lieben abgedruckt, dank einem Entgegenkommen Dr. Rudolfs Freiherrn von Saar. Die Briefe stammen aus der Zeit zwischen dem 20. Oktober 1877 und dem 5. August 1903. Anna von Lieben, geborene von Todesco, war die Mutter Robert von Liebens, des Erfinders der nach ihm benannten Verstärkerröhre. Die von Minor begonnene und nicht auf Vollständigkeit abgestellte Bibliographie ist im vorliegenden Bande weitergeführt und trefflich ergänzt worden; Stichproben haben ergeben, daß auch kleine Publikationen dein leider vor kurzer Zeit dahingegangenen Herausgeber Josef Friedrich Fuchs nicht entgangen sind. Das Leben und Schaffen, von Anton Bettelheim in der Erstausgabe der Werke Saars auf 180 Seiten dargestellt, enthält nun auf den vorliegenden 52 Seiten doch das Wesentliche. Eine besondere Zierde des schön gedruckten Bandes sind die acht Bilder, von denen die zwei Altersbildnisse kaum bekannt gewesen sind. Nur mit tiefster Rührung sieht man den Mann im Lehnstuhl sitzeni die Rechte in den Rock gesteckt, die Linke auf der Sessellehne, den Blick in die Ferne gerichtet — in die Ewigkeit. Das Bild erinnert an das letzte Stifters. Eine österreichische Hausbücherei ohne Saar und ohne Stifter ist keine österreichische Bücherei. Daher ist die Ausgabe des Amandus-Verlages ein Markstein auf dem Wege, an dem links und rechts die Eintagsfliegen sumsen.

SÄMTLICHE WERKE. Von Adalbert Stifter. Dreizehnter Band, zweite Hälfte. Stiasny-Verlag G. m. b. H., Graz. 311 Seiten, ein Tafelbild. Preis 180 S.

An dieser Stelle ist des durch die Zeitereignisse bedingten Schicksals des 13. Bandes der Prag-Reichenberger historisch-kritischen Gesamtausgabe bereits ausführlich gedacht worden, und ebenso des tatkräftigen Bemühens des Adalbert-Stifter-Instituts des Landes Oberösterreich, vom ursprünglichen Verleger Franz Kraus die Rechte zu erwerben und endlich die Ausgabe fertigzustellen (ein Neudruck der vergriffenen Bände wäre eine große Tat, denn im Antiquariat notieren die Bände der Gesamtausgabe zu Liebhaberpreisen). Der vorliegenden zweiten Hälfte des Bandes, den, wie bekannt, Gustav Wilhelm herausgegeben hat, wird, wie das Stifter-Institut bekanntgibt, ein textkritischer Bericht zu den beiden Teilen des 13. Bandes in einem Sonderheft folgen, da sich seit dem Tode Wilhelms (1949) eine Fülle von neuen wissenschaftlichen Erkenntnissen ergeben hat und auch gewisse Unstimmigkeiten des einstigen Textberichts zu bereinigen sind. Abgedruckt sind im vorliegenden Band: Nachkommenschaften; Der Waldbrunnen; Der Kuß von Sentze; Der fromme Spruch; Der späte Pfennigs Zuversicht; Menschliches Gut; Zwei Witwen; Der Tod einer Jungfrau; Die Barmherzigkeit.

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