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Carter entscheidet

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„Der nächste Punkt, Herr Präsident”, sagte Carters Sonderberater für Kernwaffen und Kerntechnik, „was war es bloß, ja, hier ist der Akt, ein Ansuchen um, Uranlieferungen!”

„Groß ist das Land nicht”, sagte der Präsident, „aber naja, Umsatz ist Umsatz, auch Kleinvieh mistet. Wer soll denn die Aufbereitung übernehmen?” „Sie haben sich gedacht, das könnten wir machen”, sagte der Berater.

„Viel zu gefährlich, zu umweltbelastend, das muß anderswo geschehen, aber nur in einem verläßlichen, mit uns befreundeten Land”, sagte Carter, „noch etwas?”

„Ja”, sagte der Berater, „eines der mit uns befreundeten Länder will in zwei anderen mit uns befreundeten Ländern Kernkraftwerke und Aufbereitungsanlagen errichten!”

„Das ist ein Skandal”, sagte Präsident Carter, „warum wurden diese Anlagen nicht bei uns bestellt?”

„Bei uns wären sie etwas teurer gekommen”, sagte der Berater, „aber uns ersuchen sie um Uranlieferungen!” „Ausgeschlossen”, sagte der Präsident, „viel zu gefährlich, es geistert schon viel zu viel Plutonium auf der Welt herum. Sonst noch etwas?”

„Ja, eine weitere Bitte uni Uranlieferungen. Ein verläßliches Land mit Charakter, ein Land, das seine Kernkraftwerke bei uns gekauft hat und das sehr daran interessiert ist, daß auch immer genug von unseren Kernwaffen auf seinem Gebiet bereitliegen, damit ihm ja nichts passieren kann!” „Brav”, sagte Carter, „geben Sie ihnen, was Sie gerne möchten. Uran und ein paar Atombomben. Noch etwas?” „Ja”, sagte der Berater, „hier, dieses Land, bittet uns auf Grund der zwischen uns und ihnen abgeschlossenen Verträge, unsere Einwilligung zur Errichtung einer Aufbereitungsanlage zu geben. Leider ist die Regierung dieses Landes noch immer der Auffassung, es drohe ihrem Land keine Gefahr und es bestehe daher auch keine Notwendigkeit, es zu beschützen, indem wir unsere Kernwaffen dort einlagern.”

„Selbstverständlich dürfen diese Kerle nie und nimmer eine Aufbereitungsanlage bauen”, sagte der Präsident, „das würde denen so passen. In so einer Aufbereitungsanlage fällt doch Plutonium an! Daraus kann man doch Kernwaffen hersteilen! Noch etwas?” „Ja”, sagte der Berater, „gestern sind noch die Ersuchen von ein paar anderen Ländern eingelangt, die uns bitten, ihre verbrauchten Brennelemente bei uns aufzuarbeiten. Lauter brave Länder, aber keine besonders wichtigen.”

„Aha”, sagte Carter, „und was soll mit dem anfallenden Plutonium geschehen?”

„Das können wir uns behalten”, sagte der Berater.

„Müssen wir es bezahlen, oder wird es uns geschenkt?” sagte Carter.

„Leider müßten wir es bezahlen”, sagte der Berater.

„Dann teilen Sie diesen Ländern mit”, sagte Carter, „daß unsere Aufbereitungskapazitäten restlos ausgelastet sind.”

„Es gibt da gewisse Andeutungen”, sagte der Berater, „daß diese Länder dann ihre Brennelemente der Sowjetunion zur Aufbereitung schicken, dann hätte womöglich die das Plutonium!” „Aha, naja”, sagte Carter, „das kann mich natürlich nicht sehr schrecken, denn die Sowjetunion hat ohnehin schon genug von dem Teufelszeug. Sonst noch was?”

„Eine ganze Menge”, sagte der Berater, ,^um Beispiel bitten die Israeli und die Ägypter neuerlich, ob wir nicht unsere Uranlieferungen für ihre Kernkraftwerke etwas erhöhen könnten.” „Zum Teufel”, sagte Carter, „sie sollen nicht um den heißen Brei herumreden, ich weiß doch, was diese Kerle wirklich wollen. Fragen Sie an, ob sie wirklich Uran wollen oder nicht doch gleich ein paar Wasserstoffbomben. In dieser Weltecke muß man wirklich etwas gegen die Kriegsgefahr tun.” ,£,eider wollen sie wirklich nur Uran für ihre Kraftwerke”, sagte Carters Berater.

„Damned, damned”, sagte Carter, „und ich habe so gehofft, sie wären schon reif für den ewigen Frieden nach dem Vorbild der Großmächte. Naja, dann müssen wir eben weiter vermitteln ..

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