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Chemiefaser Lenzing AG

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Die Chemiefaser Lenzing AG, vor allem als Chemiefasererzeuger bekannt, ist der größte Viskosespinnfaserproduzent Kontinentaleuropas. In Lenzing steht auch die größte Zellstofffabrik Österreichs, die nach dem Magnesiumbisulfitverfahren das Unternehmen mit dem notwendigen Rohstoff für Viskosefaser-, Zellglas- und Papierfabrikation versorgt.

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Die Chemiefaser Lenzing AG, vor allem als Chemiefasererzeuger bekannt, ist der größte Viskosespinnfaserproduzent Kontinentaleuropas. In Lenzing steht auch die größte Zellstofffabrik Österreichs, die nach dem Magnesiumbisulfitverfahren das Unternehmen mit dem notwendigen Rohstoff für Viskosefaser-, Zellglas- und Papierfabrikation versorgt.

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In den letzten zehn Jahren vollzog sich in Lenzing eine intensive Produktdiversifikation, gleichzeitig konnte der Umsatz verdoppelt werden. Mehr als zwei Drittel aller Produkte werden exportiert, so daß Lenzing dem österreichischen Staat jährlich einen Nettodevisenerlös von rund 800 Millionen Schilling erbringt. In Lenzing sind rund 4000 Arbeiter und Angestellte beschäftigt.

Der wichtigste Rohstoff, der in Lenzing zur Herstellung von Viskosefasern, Zellglas-Verpackungsfolien und verschiedenen Spezjalpapieren benötigt wird, ist der Zellstoff, der vor allem aus Buchenholz für die Faser- und Folienproduktion und aus Fichtenholz für die Papierherstellung gewonnen wird.

Die Papierproduktion ist in Lenzing nicht sehr groß, doch werden verschiedene Spezialpapiere hergestellt, die vor allem in der Verpak- kungsbranche Verwendung finden.

Neben Zellglasfolien werden in Lenzing auch monoaxial orientierte Kunststoff-Folien und -Folienfäden aus Polyolefinen hergestellt und zu Geweben und Gewirken für Transportverpackungen (Säcke, Netze, Plachen und für textile Zwecke (Teppichgrund, Markisen) verarbeitet.

Neben den verschiedensten Roh- stoffproduktionszweigen hat Lenzing ein abgerundetes Maschinenprogramm zur Herstellung und Weiterverarbeitung von monoaxial orientierten Kunststoff-Folien, wie Folienstreckanlagen, Folienfädenanlagen, Sackformer und Spalteinrichtungen für das in Lenzing entwickelte Splitt-Weaving- und Splitt-

Knitting-Verfahren (rationelles Weben und Wirken ohne konventionellen Kettbaum).

Die Forschungsabteilung, die in einem eigenen Gebäude konzentriert ist, beschäftigt sich vor allem mit Neuentwicklungen auf dem Gebiet der Viskose- und Synthesefasern. So konnte bereits vor Jahren die modifizierte Faser „Hochmodul 333“ und die spezialgekräuselte Teppichfaser „Tapiflor“ auf den Markt gebracht werden. Das „Spaltfaser"- Verfahren — die Erzeugung von Synthesefäden über monoaxial orientierte Folien — wurde ebenfalls in der unternehmenseigenen Forschungsabteilung entwickelt und bis zur Produktionsreife gebracht. Auch die chemotechnischen Vorbereitungsarbeiten für die Acrylfaserproduktion wurde von der Forschung geleistet. Darüber hinaus beschäftigt sich diese Abteilung laufend mit der Verbesserung der in Lenzing erzeugten Produkte und trägt zur Rationalisierung der Produktionsabläufe bei.

Als erfahrener Zellstoff- und Chemiefasererzeuger besitzt Lenzing zahlreiche Patente und verfügt über das Know-how für verschiedene Produktionsverfahren.

Die Austria Faserwerke GmbH, eine Gemeinschaftsgründung der Farbwerke Hoechst AG und der Chemiefaser Lenzing AG, produziert seit 1967 Trevira-Polyester-Fasem in Lenzing.

Trevirafasem aus Lenzing werden dank ihrer hohen Qualität nicht nur auf dem österreichischen Markt abgesetzt, sondern auch in andere europäische Länder und nach Über see verkauft. Die Austria Faserwerke GmbH beliefert Baumwollspinnereien mit Konverterkabeln und Konverterzügen.

Wenn der Vorstandsvorsitzende der Chemiefaser Lenzing AG, Generaldirektor Komm.-Rat Rudolf H. Seidl, bei der Pressekonferenz anläßlich der Hauptversammlung des Unternehmens vom Jahr 1973 als einem Erfolgsjahr sprechen konnte, so wird dank der richtigen Produktionsstruktur das Jahr 1974 dennoch eine weitere Umsatzsteigerung bringen. Schon 1973 konnte die Chemiefaser Lenzing AG ihren Umsatz um 9,6 Prozent auf 1,921 Milliarden Schilling steigern; heuer erwartet man einen Umsatz von 2,4 Milliarden Schilling. Die gute Mengenkonjunktur im Jahre 1973 bei der Textilindustrie, starke Preissteigerungen auf den internationalen Woll- und Baumwollmärkten und das Anziehen der Preise der Syntbetics haben die

Nachfrage nach Viskosefasern, die mit 70,5 Prozent vom Umsatz den Schwerpunkt des Lenzinger Produktionsprogramms bilden, noch belebt.

Die schon in den Vorjahren betriebene Entwicklung von modifizierten Viskosefasern speziell im Hinblick auf die Entwicklung von flammfesten und pfropfmodifizierten Fasern wurde weitergeführt. Ein weiteres wichtiges Aufgabengebiet war die Lösung verschiedener Probleme bei der Aufnahme der Acrylfaserproduktion. Dadurch konnte von Anfang an eine sehr gute Faserqualität erzielt werden.

Der Investitionsaufwand betrug im Berichtsjahr 266,9 Millionen Schilling, wovon noch 67,4 Millionen Schilling auf die Fertigstellung des Acrylfaserprojektes aufgewendet wurden. 22,3 Millionen Schilling wurden für Abwasserverbesserung und 43,2 Millionen Schilling für den Energieausbau verwendet.

Jährlich- gibt das Unternehmen etwa 50 Millionen Schilling für den Umweltschutz aus. Bei einer vernünftigen Betrachtung des Problems wird man folgende Tatsachen anerkennen müssen: Das Chemieunternehmen Lenzing steht seit Jahrzehnten. Es gibt Tausenden Menschen in Lenzing und Umgebung Arbeit, guten Verdienst und ein gesichertes Leben. Im Werk wurden, um die durch die Produktion unvermeidlichen Abgase so weit als möglich zu entfernen, mit Millionenaufwand entsprechende, modernste Schutzvorrichtungen eingebaut und alle notwendigen Sicherheitsvorkehrun- gen werden regelmäßig überprüft. Werksarzt, Sicherheitsingenieur und Arbeitsinspektorat kontrollieren stets die Einhaltung des zulässigen MAK-Wertes. Das ist jene Menge, die am Arbeitsplatz bei achtstündiger Arbeit unbedenklich eingeatmet werden kann.

Das Engagement für Forschung ist nötig, da’ Lenzing mit einer Produktion von 90.000 Tonnen Viskose- stapelfasem verschiedenster Typen zu einem der größten Viskosestapelfaserwerke Europas zählt und mit dem textiltechnischen Niveau einfach Schritt halten muß.

Unter den Lenzing-Neuentwicklungen ist an erster Stelle die Hochmodulfaser 333 zu nennen, deren Produktion heute bereits einen beachtlichen Anteil an der Viskosefasererzeugung ausmacht. Bei der Hochmodul 333 handelt es sich um eine in ihren Festigkeits- und Dehnungseigenschaften bedeutend verbesserte Fasertype.

Die Forschungs- und Entwicklungsbemühungen der Chemiefaser Lenzing AG führten dazu, daß heute etwa ein Fünftel des Gesamtumsatzes mit Produkten gemacht wird, die vor zehn Jahren noch nicht bekannt waren oder noch nicht in der heute geforderten Qualität existierten. Die- Forschungsbemühungen haben auch dazu wesentlich beigetragen. Die Chemiefaser Lenzing AG konnte so ihre Produkte trotz steigender Rohstoffpreise und Löhne rationell und konkurrenzfähig erzeugen.

Die Chemiefaser Lenzing AG ist der zweitgrößte Chemiebetrieb Oberösterreichs und mit einem Grundkapital von 210 Millionen Schilling einer der größten Betriebe des Landes überhaupt. Die Aktienmehrheit befindet sich im Besitz der Creditanstalt-Bankverein, der Länderbank und der Bank für Oberösterreich und Salzburg. Nur ein kleiner Teil ist in Streubesitz.

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