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Das Pech, ein Mann zu sein

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Rechtzeitig zum 40jährigen Bestehen des „Karl-Kummer-Institutes” erschien die von Erwin Bader mit großem Engagement geschriebene Monographie über den Gründer.

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Rechtzeitig zum 40jährigen Bestehen des „Karl-Kummer-Institutes” erschien die von Erwin Bader mit großem Engagement geschriebene Monographie über den Gründer.

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Karl Kummer, Generalsekretär des ÖAAB, später Abgeordneter zum Nationalrat, wichtiger Vermittler zwischen den Parteien, einer, der den Ost-West-Dialog aufbaute, trug unter anderem wesentlich zur Ausarbeitung eines „Kündigungsschutzes”, einer „dynamischen Pension”, Schaffung von „Wohnungseigentum” und zum „Fami-lienlastenausgleichsgesetz” bei.

Eine der entscheidendsten Taten Kummers war sicherlich die 1953 zusammen mit August Maria Knoll, einigen Vertretern des ÖAAB und der KAJ erfolgte Gründung des „Vereins für Wirtschafts- und Sozialpolitik”, das spätere „Karl-Kummer-Institut”, das heute „Institut für Sozialpolitik und Sozialreform” heißt. Es entstanden Arbeitskreise für „Arbeitsrecht und für Partnerschaft”, „Familien- und Steuerreform”, „Familienförderndes Wohnen”, „Flüchtlings- und Obdachlosenfragen”. Im Rahmen des Instituts fanden Schulungen und jährliche Tagungen, die „Wiener Sozialen Wochen” statt. In der Zeitschrift „Der Aufbruch” und einer Schriftenreihe finden sich Artikel über den Schutz der Alten und Kranken und Umweltprobleme sowie Fragen der Mitbestimmung.

Nichts wäre naheliegender und auch die verdiente Krönung seines Engagements gewesen, als einen so bedeutenden Sozialpolitiker zum Minister für Soziales zu ernennen. Aber Josef Klaus erwählte Grete Rehor. Die Hintergründe für die Entscheidung muß man im politischen Umfeld suchen, vielleicht auch darin, daß er den „Rechten” zu links und den „Linken” zu rechts vorkam. Doch scheint entscheidend zu sein, daß der soziale Bereich seit jeher in der patriarchalisch geprägten Gesellschaft „Frauensache” war.

Dazu ist die Frau als Krankenschwester und Wohltäterin zu sehr in unserem Gedächtnis. Nicht nur, daß es hauptsächlich Frauen waren, die soziale Einrichtungen gründeten und betrieben, wird „Frau” spontan mit „Familie” in Zusammenhang gebracht.

Unbestritten jedoch bleibt, daß in der heutigen Zeit, in der viele von Kündigung und damit Arbeitslosigkeit bedroht sind, und sowohl das Flüchtlings- als auch das Obdachlosenproblem akut ist, Kummers soziale Anliegen mehr denn je Anliegen der amtierenden Politiker sein sollten.

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