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Das Vorbild der Liturgie in Zaire

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Teilnahme an einer afrikanischen Liturgie ist keine Erfüllung der „ Sonntags-pflicht", sondern trotz der Sprachbarriere ein Vergnügen. Vorliegendes Buch macht den Meßritus für deutschsprachige Leser zugänglich. Den Rhythmus, das Wirbeln der Tarn Tarn, das Händeklatschen, das gellende Jauchzen der Frauen, Elemente des afrikanischen Palavers, uns fremde Gesten und Haltungen muß sich der Leser freilich dazuden-ken. Liest er jedoch den Meßtext, bemerkt er Elemente, die in unseren vier Hochgebeten nur andeutungsweise vorkommen, etwa die Einbeziehung der Schöpfung. Erstaunt wird er sein über die Rolle der Ahnen oder den Friedensgruß vor dem eigentlichen Hochgebet.

Dieser afrikanische Versuch einer liturgischen Inkulturation erfüllt eine Forderung des Missionsdekrets des Konzils, das Evangelium bis in die liturgische Feier hinein mit der jeweiligen Kultur zu verschmelzen. Freilich ist es in anderen afrikanischen Ortskirchen nur zu bescheidenen Ansätzen gekommen, im englischsprachigen Bereich fehlen sie völlig.

Vater dieses Meßkanons ist der verstorbene Kardinal Malula. Er hat sich als junger Kaplan in Belgien durch eine volkstümliche Prozession zur Idee, einen ähnlichen Ritus in seiner zairesischen Heimat zu schaffen, anregen lassen. Der Beginn geht unmittelbar in die nachkonziliare Zeit, in das Jahr 1969, zurück. Der neue Ritus wurde zweimal von Rom ad inte-rim approbiert. Als Papst Johannes Paul II. selbst von den Rhythmen mitgerissen wurde, konnte 1988 die endgültige Genehmigung erreicht werden. Das Buch veröffentlicht die Dokumentation mit Vorworten, Entstehungsgeschichte, römischen Dekreten, den liturgischen Texten und dem zairesischen Heiligenkalender.

Ludwig Bertsch SJ, Professor in Frankfurt und Experte des missionswissenschaftlichen Instituts von Missio (Aachen) zieht in einem Schlußwort die Folgerungen für Europa. Der Leser merkt dabei, welch gemeindebildende Kraft von der Liturgie ausgeht. Wäre es nicht angebracht, nach dem Vorbild der zairesischen Liturgie ähnlich inkulturierte neue Texte für unsere Gemeinden zu schaffen, damit Kirche und Kirchenvolk aus der Erstarrung erwachen?

der neue MESSMUS IN ZAIRE

Ein Beispiel kontextueller Liturgie. Herausgegeben von Ludwig Bertsch. Herder Verlag, Freiburg 1993. 256 Seiten, öS 310,-.

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