Vor etwas mehr als sechzig Jahren kam eine naive und wohlwollende englische Dame auf die Idee, daß man Kriege verhindern könnte, wenn sich nur alle wortgewaltigen Menschen dieser Welt einigen würden, im Sinne der Verständigung zu wirken und gehässige Propaganda in keiner Weise zu unterstützen. Der weltberühmte John Galsworthy war bereit, die Präsidentschaft der geplanten internationalen Schriftstellerorganisation zu übernehmen. So entstand der PEN-Club.
Seine verschiedenen nationalen Zentren sind ihrem Charakter nach recht unterschiedlich. In dem einen Land ist der PEN ein nützliches Forum der Demokraten, in dem anderen kaum mehr als ein Kaffeekränzchen, im dritten das Werkzeug fragwürdiger politischer Gruppierungen. A ber: gerade die Vielfalt ist ein Beweis von Toleranz. Und außerdem gibt es nur diese einzige wirklich internationale Vereinigung unterschiedlich denkender Literaten.
Der österreichische PEN. mit Manes Sperber, Elias Canetti, Friedrich Heer, mit seinem Präsidenten Erik G. Wickeriburg, repräsentiert - neben und nicht gegen die Grazer Autorenversammlung - einen wesentlichen Teil unserer Literatur. Die einstigen Konflikte zwischen dem PEN und den Grazern erscheinen im Rückblick als erstaunlich belanglos. Wir haben andere Sorgen als die Vereinsmeiereien.
Der 60. Geburtstag des Internationalen PEN-Clubs bietet Gelegenheit, über die Tragweite idealistischer Vorstellungen nachzudenken. Gewiß hat auch der PEN seine Schwächen. Bedeutender allerdings ist seine.still wirkende Kraft.