Rund fünfzig Autoren aus elf Ländern diskutierten in Wien drei Tage lang über die Gefährdung des freien Wortes durch Ideologie und Kommerz: die internationale Regionalkonferenz des österreichischen PEN-Clubs machte die enge Verbindung zwischen Literatur und Politik bewußt.
So erschien es bemerkenswert, daß die Vertreter des serbischen, des kroatischen und des slowenischen PEN-Zentrums gemeinsam mit dein PEN der Exilschriftsteller ihren Beschluß kundtaten, den unschuldig verurteilten tschechischen Dramatiker Vaclav Havel für den Friedens-Nobelpreis vorzuschlagen. Der Vertreter der Schweiz schloß sich diesem Vorhaben sogleich an.
Der Vertreter des PEN-Zentrums der Bundesrepublik machte auf die große Zahl verfolgter Autoren in der Türkei aufmerksam; Ungarns Vertreter sprach über die Unterdrückung der Kultur in Siebenbürgen; für die Österreicher betonte György Se-bestyėn, daß all diese alarmierenden Phänomene auch mit dem Fall des indisch-britischen Autors Salman Rushdie in Verbindung stünden: indem man gegen Repressionen auftrete, verteidige man auch die eigene Freiheit.
Vielsagend war, daß der bekannte slowakische Autor Ladis-lav Ballek in diesem Zusammenhang über den Plan sprach, den PEN-Club der CSSR wieder zu beleben und im Geiste der PEN-Charta zu wirken, gemeinsam auch mit dem neu gegründeten sowjetischen PEN-Club.
Die Referate des internationalen PEN-Vizepräsidenten Renė Tavemier, Paris, und des PEN-Generalsekretärs Alexandre Blokh, London, beleuchteten die größeren kultiu-historischen Zusammenhänge.