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Digital In Arbeit

Die nächste Phase

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Die Arbeitnehmer hatten die Fünf-unddreißigstundenwoche durchgesetzt. Aber für die Fahrt von und zum Arbeitsplatz brauchten sie durchschnittlich vierzig Stunden wöchentlich, und wenn bei den großen Fabriken, Ämtern und Büros Parkplätze und Parkhäuser zur Verfügung standen - in den Wohnvierteln war das Parken problematisch geworden. Die Miete für den Parkplatz nahe der Wohnung war fast kostspieliger als die Miete für eine Zweizimmerwohnung. Man blieb meist zu Hause, das Besuchen von Freunden war kaum mehr üblich, die Theater, Konzertsäle und Kinos verkauften Eintrittskarten nur mit Parkplätzen, die großen Fußballspiele wurden im Fernsehen gezeigt, und um die Stimmung im Stadion herzustellen, wurden Zuschauer in großen Autobussen auf Kosten der Vereine zum und vom Stadion transportiert.

Die Schnellstraßen und Autobahnen waren von 6 bis 23 Uhr verstopft, man schlich mit einem Durchschnittstempo von 23 Stundenkilometern von Stau zu Stau.

Arme Leute, die sich einen Personenkraftwagen leisten konnten, mußten im Zusammenhang mit ihrem Beruf von früh bis abends soviel Zeit aufwenden wie Arbeitnehmer in den finsteren Zeiten vor der Gründung der Gewerkschaften.

Wohlhabende Leute hatten ihre Hubschrauber. Auf den Dächern ihrer Häuser, auf den Dächern von Ministerien, Generaldirektionen, Botschaften und anderer Gebäude, die in kurzer Zeit erreicht werden mußten, hatte man Start-Lande-Plätze errichtet und mit Hubschrauber-Parkhallen verbunden.

Den Hubschrauber-Flugschein zu erwerben, war nicht schwierig. Die Verkehrsregelung in der Luft war jedoch kaum lösbar. Oberhalb der Städte befand sich ein System von Ampeln und Hinweistafeln, die von einigen Zentren aus der Höhe gesteuert wurden. Außerhalb dieser Zonen aber mußte man entweder über ein Lotsenpatent verfügen, das erst nach einer sehr strengen Prüfung erteilt wurde, oder man mußte einen Lotsen mieten.

Bei Nebel brach der ganze Luftverkehr zusammen, und der Stau auf den Schnellstraßen und Autobahnen verdreifachte sich.

Mobile Einheiten der Feuerwehr, Polizei und Rettung kreisten oberhalb der Luftverkehrsknoten, um schon in einer halben Stunde dort sein zu können, wohin sie gerufen wurden.

Schwierig war es nur, wenn sie an eine Stelle gerufen wurden, wo sich keine Parkhailen befanden oder wo die

Parkhallen besetzt waren. Trotzdem entschlossen sich die Verbrecher, Einbrüche, Uberfälle und Morde in Vierteln zu verüben, wo die Gebäude nicht auf Hubschrauber eingerichtet waren, da dort die Einsatzfahrzeuge tagsüber nur im Tempo von durchschnittlich 10 Stundenkilometern vorwärtskamen.

Krankenhäuser verfügten natürlich über Start-Lande-Bahnen und Parkhallen, doch überschritt der Bedarf die Zahl der vorhandenen Anlagen um mindestens fünfzig Prozent.

Es kann also in die Krankenhäuser nur ein Teil der lebensgefährlich Erkrankten und Verletzten aufgenommen werden. Die anderen kommen auf die Wartelisten.

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