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Endstation Arbeitslosigkeit

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Menschlichkeit und Einfühlungsvermögen sind die wichtigsten Eigenschaften eines Arztes. Diese Ansicht vertreten die meisten Schüler, die sich für ein Medizinstudium interessieren. So lauten die Ergebnisse einer Befragung der Bundessektion Turnusärzte auf der Wiener Studien- und Berufsinformationsmesse.

Bei 78 Prozent der befragten Schüler sind der Drang „zu forschen” und vor allem der Wunsch „zu heilen und zu helfen” Motive für das Medizinstudium.

Die Wartezeiten auf einen Turnusplatz nach dem Studium - derzeit ein bis drei Jahre - schätzten die Befragten realistisch ein. Anders sieht es jedoch aus, als gefragt wurde, ob ein Zusatzbedarf an Ärzten bestehe. Hier verneinten lediglich 32 Prozent der Schüler, während ungefähr dieselbe Anzahl sogar an einen Mehrbedarf von bis zu 3.000 Ärzten glaubt. Und das bei einer jährlichen „Überproduktion” von mindestens 1.000 Ärzten.

Große Differenzen zwischen Bea-lität und Erwartungen gab es auch bei der Frage nach der Tätigkeit eines Turnusarztes. Arbeiten wie Telefonieren und das Erstellen von Arztbriefen wurden dabei deutlich unterbewertet. An der Spitze der Liste standen hingegen Blutdruckmessen und Blutabnehmen. Dazu Harald Schlö-gel, Obmann der Bundessektion Turnusärzte: „Diese Erwartungen sind vor allem auf das Bild des Mediziners in Ärzteserien zurückzuführen”.

„Es ist notwendig, daß die Studenten die Situation am Krankenbett schon früher kennenlernen”, meint der Präsident der Österreichischen Ärztekammer, Michael Neumann. Nur so könne der junge Mensch früh genug feststellen, ob sich seine Vorstellungen mit dem Arbeitsalltag im Spital decken oder ob er vielleicht doch eine andere Richtung einschlagen möchte.

„Außerdem brauchen wir beim Studium eine Eingangsphase mit

Quote, in der fachliche und menschliche Eignung überprüft werden”, fordert Neumann. „Damit könnten wir jene herausfiltern, die mit Begeisterung und Engagement das Studium bis zum Ende durchziehen.” Doch das sei derzeit gesetzlich nicht erlaubt. An der Universität müsse jedoch Wissen geprüft werden und nicht nach den vorhandenen Studienplätzen.

Damit würde man den Studenten viele Anstrengungen und nicht zuletzt dem österreichischen Steuerzahler eine Menge an volkswirtschaftlichen Fehlinvestitionen ersparen.

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