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Eine Million Mitglieder?

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Wird das in mehreren deutschen Diözesen verbotene „Opus Angelorum“ (Engelwerk), mit dem einige Studenten der Hochschule Heiligenkreuz (FURCHE 48 und 50/1988) Kontakt hatten, vom Chef der römischen Glaubenskongregation, Kardinal Joseph Ratzinger, unterstützt?

Diesen Eindruck erweckt ein der FURCHE vorliegender Brief des emeritierten Salzburger Dog-matikers Ferdinand Holböck vom 22. Juni 1986 an die Eltern jener Heiligenkreuzer Studenten, die damals zu Engelwerk-Exerzitien auf Madeira aufbrachen. Holböck beruhigte die Eltern:

„Das Engelwerk und der Kreuzorden ist in unserer Zeit, die voll von dämonischem Wüten gegen Gott und alles Christliche ist, von vielen Bischöfen in seiner Aktualität erkannt worden und wird geschätzt und empfohlen. Mit den päpstlichen Behörden in Rom steht die Leitung des Kreuzordens in Verbindung, vor allem mit dem deutschen Kurienkardinal Dr. Josef Ratzinger… Kardinal Ratzinger anerkannte voll die Zielsetzungen des Engelwerkes und des Kreuzordens, erklärte aber, die vielen auf Privatoffenbarung zurückgehenden Engel namen sollten im Kult (im Gebet und Gottesdienst) keine Verwendung finden.“

Zum Abschluß seines Briefes räumte Holböck ein, daß die Studenten vielleicht in Brasilien weiterstudieren müßten: „Davor aber braucht man nicht zurückzuschrecken, entscheidend ist nur, daß die theologische Ausbildung im rechten, gläubigen Geist erfolgt. Dafür aber garantieren in Brasilien der zuständige Bischof von Petropolis (!)*, der Apostolische Nuntius in Brasilien und der genannte Kardinal J. Ratzinger. In diesem Sinn grüße ich Sie, liebe Eltern der zyvölf Priesterkandidaten, in der Hoffnung, Ihnen alle Angst wegen des Schrittes Ihres Sohnes genommen zu haben.“

Angeregt habe er aber die Zuwendung der Studenten zum Engelwerk nicht, betonte Holböck brieflich (FURCHE 1/89) und nun auch mündlich gegenüber der FURCHE. Die positive Einstellung Kardinal Ratzingers zum Engelwerk kenne er nicht unmittelbar, sondern aus Berichten von

Pater Hansjörg Bitterlich aus dem mit dem Engelwerk verbundenen Kreuzorden.

Engelwerk-Vertreter interpretieren ja das Schreiben der römischen Glaubenskongregation vom 24. September 1983 gern als Anerkennung einer löblichen Organisation. Tatsächliph hat Rom damals dem Engelwerk klare Weisungen erteilt, die nach Ansicht deutscher Bischöfe bis heute nicht erfüllt wurden (weshalb man hart vorging).

Wie erklärt Holböck seine Leserbrief-Aussage, Pater Heinrich Morscher - lange im Kontakt mit mehreren Heiligenkreuzer Studenten - habe nie dem Engelwerk angehört, während sich Morscher selbst in Briefen als Engelwerk-Mitglied bezeichnete? Holböck: „Morscher gehörte dem Donatenstand an. Zwischen diesem und der Vollmitgliedschaft ist ein riesiger Unterschied.“

Das Engelwerk dürfte diesen Unterschied nicht so genau nehmen, wenn es angibt, es habe weltweit etwa eine Million Mitglieder, darunter sieben Kardinäle und an die fünfzig Bischöfe, davon auch einen aus Österreich…

* Es müßte richtis „Anapolis“ heiBen.

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