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Polit-Priester gegen Kommunismus

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In einer Nachwahl am 15. September wurde der frühere litauische Dissident und katholische Priester Alfohsas Svarinskas als . Vertreter der Volksfront „Saju-dis" ins litauische Parlament gewählt. Zuvor übte der kompromißlose Priester das Amt eines Generalvikars der Erzdiözese Kaunas aus.

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In einer Nachwahl am 15. September wurde der frühere litauische Dissident und katholische Priester Alfohsas Svarinskas als . Vertreter der Volksfront „Saju-dis" ins litauische Parlament gewählt. Zuvor übte der kompromißlose Priester das Amt eines Generalvikars der Erzdiözese Kaunas aus.

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FURCHE: Ist es Ihnen als katholischem Priester eigentlich erlaubt, sich politisch zu betätigen?

ALFONSAS SVARINSKAS: Die Kommunisten hatten mit Erfolg die Kirche aus der Tagespolitik verbannt. Ich meine, Priester könnten eine besondere Rolle im Kampf gegen den Kommunismus erfüllen. Sie haben keine Familien, verfolgen keine sonstigen Privatinteressen und verfügen über ausgezeichnete Erfahrungen für Gemeinschaftsbelange. Außerdem haben sie das Bewußtsein der Selbstaufopferung für das Gemeinwohl. Deshalb bin ich überzeugt, daß sich Priester an der Politik beteiligen sollen.

Ich habe die sowjetische Besatzungsmacht seit 1940 bekämpft und bin bereit, diesen Kampf fortzusetzen. Als Aktivisten von „Sajudis" aus der Stadt Silale Kardinal Vincentas Sladkevicius fragten, ob er mich von meinen priesterlichen Pflichten eines politischen Mandates wegen entbinden könne, stimmte der Vorsitzende der litauischen Bischofskonferenz grundsätzlich zu. Nach dreitägiger Bedenkzeit hab ich selbst zugesagt. Jene Leute, die mich zu kandidieren baten, haben mir erklärt, daß sie meine Hilfe ausdrücklich brauchen. Ich kam ihrer Not und den Interessen der Freiheit Litauens entgegen. Ein poli-

„ Engel wer k"-

Anfrage im Parlament

Das umstrittene „Engelwerk" (Opus Angelorum) beschäftigt nun in Österreich auch die Justiz. Der als „Pornojäger" bekannte Oberösterreicher Martin Humer hat als „Mitglied und Berater des Engel werkes" gegen die Zeitung „Kurier" wegen deren Berichterstattung über das Kloster St. Petersberg Anklage erhoben. Nun folgte noch eine parlamentarische Anfrage an den Justizminister.

Unter Bezugnahme auf den FURCHE-Artikel (37/1991), in dem von 21 „Engelwerk-geschädigten" Familien die Rede ist, wollen der Tiroler SPÖ-Abgeordnete Lothar Müller und weitere Abgeordnete von Justizminister Nikolaus Michalek wissen, ob

□ das Justizressort die Auffassung des Autors des genannten Artikels über das „Engelwerk" teile,

□ ob das Ressort die Bemühungen österreichischer und deutscher Bischöfe, die vom „Engelwerk" verlangen, „zu seinen Offenbarungen" (die bis zur Dämonisierung bestimmter Personengruppen und gewisser Tiere reichen) auf Distanz zu gehen, unterstütze,

□ ob und, wenn ja, welche Informationen über den Tod der Südamerikanerin Annemarie Lagos dem Ressort zugegangen seien.

Obwohl Müller sich zu höchster Zurückhaltung des Staates in religiösen Angelegenheiten bekennt, hält er es in diesem Fall für nötig, öffentlich reinen Tisch zu machen und rückhaltlos zu erklären, was an den verschiedenen Vorwürfen wahr ist.

Gerüchten zufolge soll demnächst die bereits für das Frühjahr 1991 angekündigte Stellungnahme der römischen Glaubenskongregation zum „Engelwerk" veröffentlicht werden.

tisches Amt als Minister habe ich von vornherein abgelehnt, als Abgeordneter kann ich jedoch nützlich sein, weil sich das litauische Parlament überwiegend mit wirtschaftlichen Fragen befaßt, Fragen der geistlichen Erneuerung aber vernachläßigt.

FURCHE: Sie wurden von einer bäuerlichen Wählerschaft gewählt. Stimmt es, daß die ländlichen Gebiete Litauens ohne Hoffnung sind?

SVARINSKAS: Die Auffassung, ländliche Regionen seien dem Alkoholismus und dem kommunistischen Einfluß verfallen, stimmt nicht. Grundsätzlich sind die Einwohner auf dem Land, die ich während meiner sieben-wöchigen Wahlkampagne kennengelernt habe, ehrliche und nationalge-sinhte Menschen. Sie verfügen aber

über keine Führungspersönlichkeiten - und zwar solche, die nicht an ihr eigenes politisches Wohl, sondern an das Gemeinwohl denken. Ich habe auch deswegen kandidiert, um die geistlichen Werte innerhalb des Landvolkes wiederzubeleben. Ich bin ein parteiloser Abgeordneter, der ausschließlich moralische Fragen behandeln wird.

FURCHE: Was halten Sie von den oppositionellen Kandidaten?

SVARINSKAS: Eine echte Oppositionsfraktion hat sich noch nicht gebildet. Jetzt sind die Kommunisten und ähnliche Parteien in der Opposition. Jene, die mit den Kommunisten kollaborierten, sollten sich den Gerichten stellen; diese müssen über den Grad der echten Kollaboration oder des passiven Mitlaufens entscheiden, damit klargestellt werden kann, wer in die Politik zurückkehren und wer in der Gesellschaft wiederaufgenommen werden darf. Manche litauische Kommunisten, die zu den Nationalkommunisten gezählt werden, sollten aus der Politik nicht verbannt werden. Von ihnen erwartet man aber eine persönliche Reuebekundung. Wir dürfen abereine frühere Mitgliedschaft in der kommunistischen Partei nicht verharmlosen.

FURCHE: Nicht nur „Sajudis", auch die Christdemokraten haben Ihre Wahlkampagne unterstützt.

SVARINSKAS: Ich bin kein Mitglied der Christdemokraten und habe auch nicht vor, dieser Partei demnächst beizutreten. Meiner Meinung nach wird eine litauische christdemokratische Partei künftig nur dann die Interessen der katholischen Kirche vertreten, wenn sie von christlichen Prinzipien her handelt. Auf jeden Fall muß sie dafür sorgen, daß die Kirche in der Erfüllung ihres Auftrages hinsichtlich Verkündigung und religiöser Unterweisung nicht gehindert wird. Christdemokraten sollen den Kampf der litauischen katholischen Kirche gegen Atheismus und Materialismus in allen seinen Formen übernehmen.

Wenn ein vatikanischer Nuntius in Vilnius eintrifft, dann wird die Frage eines neuen Konkordates wieder aktuell. Damit wird sich das Parlament befassen müssen; meiner Meinung nach sollte das neue Abkommen dem Konkordat von 1926entsprechen. Als Abgeordneter werde ich den Standpunkt der Kirche vertreten.

Mit dem litauischen Parlamentsabgeordneten Alfonsas Svarinskas sprach Ihor Zawerucha.

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