6887222-1979_32_05.jpg
Digital In Arbeit

Empfehlungen zu wenig

Werbung
Werbung
Werbung

Das Erscheinen des ersten Mannes bei der Pressekonferenz der österreichischen Landessektion der Europäischen Frauenunion (EFU) wurde mit demselben Beifall honoriert wie überall dort, wo Männer auftauchen, wenn es um Frauenbelange geht. Immer noch weibliches Klischeeverhalten? Oder die Einsicht, daß von Männern vertretene Ansichten auch in den Medien immer noch größeres Gewicht haben?

Die nun mehr als 25 Jahre bestehende, auf österreichische Initiative gegründete EFU, ein Zusammenschluß führender christdemokratischer, konservativer und gleichgesinnter Politikerinnen aus 14 Ländern, repräsentiert heute durch ihre Arbeit in zwölf Fachkomissionen mehr als eine Millione Frauen.

Ohne Zweifel, die EFU, für deren Tätigkeit sich auch Margaret Thatcher einmal engagierte und in der Landtagsabgeordnete Maria Schaumayer als Schatzmeister und drei weitere ÖVP-Politike-rinnen als Vorsitzende von Fachkommissionen fungieren, hat einen nicht zu übersehenden politischen Status: einen beratenden im Europarat und einen konsultativen bei der UNO im Rahmen der nicht-staatlichen Organisationen. Im neugewählten Europaparlament ist die EFU durch zwölf ihrer Mitglieder vertreten.

Aber: Können Politikerinnen, die ihre Funktion - Raritäten in von Männern dominierten Gesellschaftsbereichen - mit beinahe männlichem Einsatz und in einer für Frauen gar nicht typischen Situation erkämpfen mußten, tatsächlich die Interessen von einer Million europäischen Frauen vertreten? Ganz abgesehen davon, daß die EFU nur Empfehlungen abgeben kann, die auf Grund ihrer breiten politischen Basis auf den größten gemeinsamen Nenner nur gebracht werden können. Nicht zu vergleichen mit den politischen Durchsetzungsmöglichkeiten des durchorganisierten Internationalen Frauenkomitees der Sozialistischen Internationale.

Liegt es an den christdemokratischen, konservativen und gleichgesinnten Frauen, daß sie sich mit beratendem Status und Empfehlungen zufriedengeben, oder an ihren Parteien, die ihren Politikerinnen noch mehr Steine bei der Durchsetzung von Frauen-Interessen in den Weg legen als es bei den sozialistischen Kollegen der Fall ist?

Nichts gegen Gedanken- und Erfahrungsaustausch im europäischen Rahmen. Im Interesse von einer Million Frauen sollte dieser jedoch auch zu Aktivitäten und zu einem realisationsfähigen Status führen.

Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung