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Enttauschter Scheich Said

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Im Kairoer Hauptquartier der Arabischen Liga zeigt man sich außerordentlich beunruhigt über die innerpolitischen Entwicklungen in den vor rund sieben Jahren gegründeten „Vereinigten Arabischen Emiraten“ (VAE). Bereits seit einigen Monaten kommt es dort sporadisch zu Grenz-streitigkeiten zwischen einzelnen Mitgliedsemiraten. Der Emir von Abu Dhabi und Staatschef der VAE, Scheich Said bin Sultan, hat daraufhin angekündigt, er verzichte auf seine für Dezember anstehende Wiederwahl. Dieser Verzicht könnte gleichbedeutend wenden mit dem Zerfall des Bundesstaates am Persisch-Arabischen Golf.

Die VAE gehören ziu den wichtigen Rohöllieferanten der westlichen Welt, Um (vermutete) Bodenschätze geht es denn auch bei den erwähnten Grenizstreitiigfceiten. Vor allem die Gliedstaaten Dubai und Sehardsohaih liegen sich wegen des bislang freilich niemals eindeutig festgelegten Grenzveriaufes in den Haaren. Das hatte bereits fühlbare Auswirkunigen auf die wirtschaftlichen Entwicklungsprojekte der Bundesregierung. Der Bau eines Einkaufszentrums in einem Grenzgebiet mit ungeklärter Staatsangehörigkeit verzögerte sich und einzelne Gliedstaaten verweigerten die Transporterlaubnis für Ausrüstungsgüter über ihr Territorium in einen anderen Gliedstaat.

Das Bündnis des Scheichs war nach dem britischen Abzug „östlich von Suez“ nur unter äußerem Druck zustande gekommen. Ohne den Zusammenschluß hätten sowohl Sau-ddsCh-Arabien als auch der Iran ihre Hände nach dem Duodezfürstentümern ausgestreckt. Haiuptgeburts-fehler des VAE war bis heute das Fernbleiben der größten der neun Golfanrainer, Katar und Bachrein. Im Inneren waren die restlichen sieben Emirate lange bedroht von den im Untergrund operierenden revolutionären Guerillaigruppen, die vom Irak und der Sowjetunion unterstützt wurden und vom Südjemen mit Waüfen versorgt wurden. Der wachsende Wohlstand in den Kleinstaaten entzog den Freischärlern zwar vorübergehend die Basis, aber die sich ankündigenden Wirren könnten sie rasch erneut auf den Plan rufen.

Der Bundesstaat verdankte seine bisherige politische Stabilität und wirtschaftliche Prosperität ausschließlich der starken Persönlichkeit und der zielstrebigen Haltung seines ersten Präsidenten, Scheich Said bin Sultan. Sollte er wirklich resignieren, müßte der uralte Stammesdualismus der Scheichs erneut aufbrechen und die VAE in einen tödlichen Strudel reißen. Entweder käme es dann zu einer Annexion durch Saudisch-Arabien oder zu lang andauernden und für die westliche Rohölversongung durchaus gefährlichen Wirren. In Kairo will man in der Umgebung von Liga-Generalsekretär Machmut Riad daher alles versuchen, um den enttäuschten Scheich von Abu Dhabi zum Ausharren an der Spitze des Bundesstaates zu bewegen. Ein Ligavermittler soll außerdem dafür sorgen, daß die internen Grerakonflikte endgültig beigelegt werden.

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