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Fliegender Robert

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Zum vierten Mal erscheint nun das Jahrbuch der Kinderliteratur, heuer unter dem Titel „Der fliegende Robert”. Längst ist das Experiment zur Institution geworden, der (Buch-) Typ etabliert. Und damit der Beweis gelungen, daß ein Buch für die etwas größeren Kinder, von sechs Jahren an, hohe Ansprüche stellen, schwierige Themen behandeln, auch eine sehr kritische Haltung gegenüber der Wirk lichkeit einnehmen (und vermitteln) kann, und dabei auch noch, gegenüber frühereren Ausgaben, das Comic- Element zurücknehmen kann, und damit bei den Kindern immer besser ankommt.

Die Kinder-Jahrbücher können zwar jedem halbwegs aufgeweckten Kind zugemutet werden, doch gibt man sie besser nur solchen Eltern in die Hand, die ihren Kindern die Fä-

Kigkeit zutrauen, sich dort, wo einzelne Autoren über das Ziel hinausschießen, ein eigenes Urteil zu bilden. Oder im Gespräch mit den Eltern zu einem solchen zu gelangen. Nichts gegen den Beitrag von Iring Fetscher, wo einPferd einem Buben erklärt, daß die Tiere nur deshalb nicht mehr mit den Menschen reden, weil sie diese für zu mies halten, aber ein Beitrag wie die Unfallkrankenhaus-Geschichte („Da läuft einer” von Jens Rehn) könnte, statt „aufklärend” zu wirken, psychisch belasten.

Anderseits: Ein Kindeijahrbuch wie dieses, auf so hohem Niveau, künstlerisch wie intellektuell, wäre unmöglich, würde man nicht den einen oder anderen Ausrutscher in Kauf nehmen. Insgesamt ist es sicher eines der besten regelmäßig erscheinenden Bücher für Kinder auf der Welt Hervorragende Autoren arbeiten mit unter ihnen etliche Österreicher,- Barbara Frischmuth, Ernst Jandl, Christine Nöstlinger, Peter Rosei, Jutta Schütting.

Ein Werk also, das Kindern nicht nur optische Attraktionen bietet, da und dort Bildungsgut auf geschickteste Weise einschmuggelt (zum Beispiel in einer Hieronymus-Bosch-Collage). Sondern ein Werk, das Kinder zum Denken zwingt - und kritisches Den-

ken, nicht nach Schema, sondern wirklich, fördert. Und, im vierten Jahr auch die richtige Mischung von Illustration, popigen Elementen, Comics und - Lesestoff gefunden hat. Das ist einer seiner positivsten Seiten: Es erzieht - beim Schmökern - zum zusammenhängenden Lesen.

DER FLIEGENDE ROBERT, herausgegeben von Hans-Joachim Gelberg, Beltz & Gelberg, Weinheim 1977, 336 Seiten, viele Bilder, öS 200,-

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