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Franz Joseph I.

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Viele, vielleicht zu viele Wissenschaftler, und doch keine wissenschaftliche Sendung: die Herren waren mit Erfolg bemüht, ihre Ansprüche an den Zuschauer niedrig zu halten.

Etliches Militärische, relativ viel politischer Hintergrund - und doch kein Porträt des Herrschers.

Was am ehesten gelang, war die Darstellung seiner Beziehung zur Familie - die Liebeshochzeit, der feinnervige, unmilitärische Sohn Rudolf, der polternde Thronfolger Franz Ferdinand.•

Dem Menschen Franz Joseph wurde damit nicht Genüge getan. Nichts über seinen persönlichen Lebensstil, abgesehen von einigen (sehr aufschlußreichen, aber wenigen) Archiv-Passagen „Seine Majestät auf dem Stand“, willsagen Bad Ischl auf der Jagd.

Auch in der Aufbereitung Mängel. Man versucht, die Atmosphäre um den Tod des Kaisers zu rekonstruieren, die Schratt und ihre beiden weißen Rosen für den Toten als, wie der Kommentar sich kryptisch ausdrückt, „Vielleicht symbolische Geste“, dann plötzlich brutaler Schnitt ins heutige Heurigenmilieu mit Franz-Joseph-Lied.

Unnötig auch die Politikerkommentare, im Proporz zwischen SPÖ und ÖVP aufgeteilt aufBusek, Ble-cha, Maleta, Kreisky (letzterer selbstverständlich vor dem Hintergrund des Franz-Joseph-Gemäldes). Im allgemeinen Ton der Achtung vor dem „vir simplex et Justus“ bei Blecha plötzlich sonderbare Vokabel, von Feudalherrenklasse war da die Rede und von Ausbeute. Zum Drüberstreuen und zum versöhnlichen Ausklang dann noch Dr. Otto Habsburg - falls die Zuschauer bis dahin nicht die Geduld verloren hatten.

Weniger Gemälde-Photos, weniger Urkunden, weniger zeitgenössische Köpfe hinter ihren Schreibtischen und mehr Franz Joseph wäre sicher ictinSchenswert gewesen.

Daß Urkunden durchaus fernsehgerecht sein können - diese erstaunliche Feststellung machte ich bei diesem Film. Unerhört ergreifend, die Sequenz mit den letzten schriftlichen Versuchen des Kaisers; der Tod, im Schriftzug abzulesen.

Sonst aber war der Dokumentationsfilm über Kaiser Franz Joseph kaum bemerkenswert.

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