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Frische Luft aus großer Welt

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Ob Metternich mit Baßstimme gesprochen hat, ahne ich nicht. Henry Kissinger jedenfalls vermag, wenn er nachdenklich wird, sein Organ auf Sarastro-Tiefen zu senken.

Es war das große Fernseh- Ereignis des 11. Oktober, Henry Kissinger, den Mann, dessen Staatsweisheit die Welt heute bitter nötig hätte, in einem „Club 2“ des ORF zu erleben. Und es war kein Geringerer als Manės Sperber, der das Stichwort „Metternich“ brachte und damit Kissinger veranlaßte, sich zum Gleichgewichtsdenken des österreichischen Staatskanzlers zu bekennen, das wiederum eine

Fünf-Mächte-Konstellation voraussetzt.

Wie Metternich, hält auch Kissinger nichts von Revolution, kann das zwar seinen Amerikanern nicht ins Gesicht sagen, weiß aber, daß Revolutionen Rückschläge bringen und daß Verbesserungen nur evolutionär erreichbar sind. Wie bei all dem einem geknechteten Volk zumute ist, das zudem seine Zwingherren kulturell und entwicklungsmäßig überragt, vermochte kein Geringerer als Ota Sik zu formulieren. Und kein Geringerer als Alfons Dalma nagelte den schwafelnden, aber leider mächtigen Rolf Augstein auf der Äußerung fest, publizistisches Eintreten für Menschenrechte und Freiheit komme einer Vorbereitungshandlung zum Kalten Krieg gleich.

Günther Nénning als Gastgeber versuchte zwar, wie gewohnt, durch Dazwischenlä- cheln im Rösselsprung von der Anprangerung dieser Ungeheuerlichkeitabzulenken,doch verfing diese Taktik nicht bei solcher Tafelrunde, wie sie der „Club“ wohl noch kaum erlebt hat.

Klug und zurückhaltend blieb die „Zeit“-Gräfin Marion Dönhoff, die ich ja eigentlich auch nicht mag, aber ohne Juden und Aristokraten geht’s eben nicht, das wußten die Sowjets schon immer, dem Westen ist es egal, und nur den Österreichern hat man eingeredet, das sei irgendwie unanständig.

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