6971702-1985_32_14.jpg
Digital In Arbeit

Kern zertrümmert?

Werbung
Werbung
Werbung

„Wird der Kern der biblischen Botschaft zertrümmert?” fragen aufgebrachte oder ängstliche Christen den Mitchristen, Theologen und Psychotherapeuten in Paderborn, Eugen Drewermann. Zunächst hatte sich Drewermann gegen die herkömmliche Moral und deren theologische Begründung gewendet: in den drei Bänden „Psychoanalyse und Moraltheologie”, deren dritter „An den Grenzen des Lebens” nun vorliegt und Glauben als Gegenkraft zu Angst postuliert. Freilich wird dieser Glaube als „unbedingtes Vertrauen in die Berechtigung des eigenen Daseins” gedeutet, eine theologische Aussage dazu fehlt.

In dem umfangreichen ersten Band von „Tiefenpsychologie und Exegese” nimmt der Autor den Faden seiner Auseinandersetzung mit biblischen Aussagen wieder auf. Er wagt sich daran. „Traum, Mythos, Märchen, Sage und Legende” gegen den alleinigen Anspruch der historisch-kritischen Bibelexegese ins Feld zu führen, um Betroffenheit, Erlebnis, Erfahrung, ja Umkehr hervorzurufen.

Drewermann wirft der Exegese vor, Jesus auf das „historische” reduziert und später nur mehr in Belanglosigkeiten gekramt zu haben. Viele Bilder, Symbole, Geschichten als Ausdruck für die Tiefendimension seien aber völlig mißverstanden oder gar verdeckt worden. Auf diese Weise sei die Bibel den Menschen immer mehr entfremdet worden. Dabei weiß Drewermann um die Verdienste der historisch-kritischen Methode, und daher ist sein Angriff ein Alarmzeichen, weil es auch ihm um christliche Erneuerung geht.

Drewermanns Ausführungen erscheinen dort problematisch, wo er seine tiefenpsychologische Deutung als einzige der Wahrheitserkenntnis fähige Methode anerkannt sehen möchte. Das dringend nötige Gespräch angeregt zu haben, ist Verdienst dieses Bandes.

AN DEN GRENZEN DES LEBENS. Von Eugen Drewermann. (Psychoanalyse und Moraltheologie — 3. Band). Matthias Grünewald-Verlag, Mainz 1984. 256 Seiten, kart., öS 232,50.

TIEFENPSYCHOLOGIE UND EXEGESE, Band 1. Von Eugen Drewermann. Walter-Verlag, Ölten 1984. 575 Seiten, kaii., öS 608,10.

Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung