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Krieg aus Angst

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Das umfangreiche Werk des Paderborner Moraltheologen Eugen Drewermann zeichnet sich aus durch eine originelle und mitunter sogar gelungene Verbindung psychotherapeutischer und (moral-)theologischer Gesichtspunkte.

Das Dilemma, in dem der Mensch steckt — er wird weder des Krieges noch im Krieg seiner selbst Herr — untersucht der Autor unter historischen, psychologischen, ethischen und religiösen Perspektiven, und kommt kurzgefaßt zu folgendem Ergebnis:

Das Christentum habe es bislang nicht verstanden, mit der ihm innewohnenden Kraft den Krieg zwischen den Menschen zu überwinden, weil es die Anteile des Unbewußten in der menschlichen Existenz unterschlage, indem es aus der Religion ein Moralsystem mache. Christlich-moralische Appelle seien nicht nur keine Hilfe auf dem Weg zum Frieden, sie verstellten sogar wesentlich die abgrundtiefe Angst des Menschen, sich selbst zu verlieren — moralisch sei diese Angst nicht einzuholen: Friede sei nicht eine Frage asketischer Willensanstrengung, sondern eine der Religion, weil nur im tiefen religiösen Vertrauen die Angst des Daseins aufgehoben werden könne. Drewermanns äußerst verständlicher, mit viel Material aus der Kultur- und Völkerkunde angereicherter Beitrag läßt nach Meinung des Rezensenten jedoch das Problem offen, wie in einem näch-religiösen Zeitalter, das Religiöse seine Chance haben könne.

DER KRIEG UND DAS CHRISTENTUM. Von der Ohnmacht und Notwendigkeit des Religiösen von Eugen Drewermann, Verlag F. Pustet, Regensburg 1982, 434 Seiten, kart.,

öS 226,50.

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