Digital In Arbeit

Saure Wochen ohne Feste

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Nach einem Bericht der Pensions-versicherungsanstalt der Arbeiter entfallen auf hundert Pensionen über vierzig Invaliditätspensionen. Bald jeder zweite Pensionist hat also vorzeitig seine Arbeit aufgeben müssen, weil er sie gesundheitlich nicht mehr leisten kann Der Verlust an unersetzlicher menschlicher Arbeitskraft und damit der Verlust an Produktionswerten ist erschreckend. Er erhöht sich noch durch die vermehrten sozialen

Lasten, die jeder noch, gesunde Arbeitende für seinen vorzeitig invaliden Kollegen aufbringen muß.

Es ist leider eine Tatsache, daß seit der vermehrten Freizeit, seit der Arbeitszeitverkürzung, der Anteil der Invaliditätspensionen an den Gesamtpensionen wesentlich zugenommen hat. Es ist gerade das Gegenteil von dem eingetreten, was der gesunde Hausverstand erwartet hat. Das Absurde wird das Normale: Je kür-

zer die Arbeitszeit, desto mehr Invalide. Arbeitszeit und Invalidität stehen in einem innigen Zusammenhang.

Der Einsichtige sucht nach Gründen. Voran steht sicher die Schwarzarbeit am freien Wochenende, an den Samstagen und an den Sonntagen. Es folgen: zahlreiche Überstunden während der normalen Arbeitswoche, um einerseits die sinkende Produktion aufzuholen und andererseits das Einkommen noch und noch zu erhöhen. Weitere Gründe sind: das hektische Arbeitstempo mit seiner unerhörten Nervenbeanspruchung infolge der zusammengeballten, verkürzten Arbeitswoche; die sogenannte „durchlaufende“ Arbeitszeit, die keine Zeit für ein ruhiges Essen mehr freigibt und sich durch eine Zunahme aller Magenerkrankungen ausweist. Schließlich ist die vorzeitige Invalidität auch den Zivilisationserscheinungen zuzuschreiben, für die die vermehrte Freizeit willkommen ist: Jagd nach Straßenkilometern und hektischem seelenlosen Genuß. Politikern, Gesetzgebern, Volksbildnern und Ärzten erwachsen hier große Aufgaben. Wir müssen die Harmonie von Arbeit und Ruhe, von Tätigsein und Beschaulichsein, wiedergewinnen. Wie Goethe es sah: Tages Arbeit, abends Gäste; saure Wochen, frohe Feste.

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1955

Weniger arbeiten...

Das Verlangen der Arbeiter nach Kürzung der Arbeitszeit steht seit Jahrzehnten- auf der Tagesordnung. Schon seinerzeit — 193 5 — gerieten Arbeitnehmer und Arbeitgeber in Genf im Rahmen der Tagung des Internationalen Arbeitsamtes in der Arbeitszeitfrage scharf aneinander. Die Front war aber auf der Arbeitgeberseite keineswegs dicht. Die US-Amerikaner — schon damals im Ausmaß der Produktivität weit voran — und die Italiener (diese im Interesse der Milderung der Arbeitslosigkeit) waren gemeinsam mit den Arbeitnehmern für eine Revision der Arbeitszeitbestimmungen.Im Prinzip besteht

1958

45 Stunden?

Sozialmmister, Koalitionsausschuß und Regie-' rungschef haben für sich Initiativen ergriffen, nach denen die wöchentliche Arbeitszeit auf 45 Stunden gekürzt werden soll.Der Anstieg der Ergiebigkeit der menschlichen Arbeit ist offensichtlich, sei es durch den Einsatz neuer Maschinen oder lediglich, weil man die Arbeit besser zu organisieren versteht. Werden nun in der Arbeitsstunde“ vom Arbeiter mehr Mengen erzeugt als zu einem früheren Vergleichszeitpunkt, ergibt sich eine Kostensenkung (falls der Lohn gleichgeblieben ist). Die Kostenverminderung kann als Preisverminderung, als

1962

Der sechste und der siebente Tag

Die klassische Arbeitswoche der europäischen Erwerbsgesellschaft war die'Sechstagewoche. Im Hochkapitalismus wurde sogar der SQnntag-vormittag in den Arbeitsvollzug einbezogen und der Sonntag dadurch ein Vorbehalt der Herren, ein Herrentag und nicht allein Tag des Herrn. In einer Arbeitssituation, die von der Mehrheit der körperlich Tätigen die Hergabe letzter Arbeitskraftreserven forderte, war der Sonntag oder das, was von ihm arbeitsfrei blieb, lediglich der Aufholung (Rekreation) abgegebener physischer Arbeitskraft reserviert. Das galt vor allem für die Masse der Arbeiter in den

1965

Arbeit und Freizeit

Schon heute besteht auf dem Gebiet von Arbeit und Freizeit ein Verhältnis von 1:2. Das heißt: an 236 Tagen im Jahr wird gearbeitet; 129 Tage sind frei, eine Zahl, die sich aus verlängertem Wochenende, gesetzlichen Feiertagen und dem Mindesturlaub ergibt. Mit einer Jahresleistung von 2115 Stunden ist übrigens der österreichische Arbeiter nach dem bundesdeutschen Kumpel am kürzesten in der „Fron“. Die Schweden arbeiten 2150, die Belgier 2200, die Franzosen 2205, die Engländer 2230, die Schweizer 2250 und die Holländer gar 2260.Zur Zeit gibt es in Österreich rund 2,1 Millionen

1974

Die totale Freizeit - oder?

Mit Beginn des nächsten Jahres tritt in Österreich die 40-Stunden-Woche in Kraft, 1977 soll für alle Arbeitnehmer in Österreich die Mindesturlaubszeit vier Wochen betragen. Arbeiterkammerpräsident Hrdlicka erklärte nunmehr, daß die Arbeiterkammer für weitere Arbeitszeitverkürzung eintritt. Der Witz, in dem ein Gewerkschaftsfunktionär sich so stark in eine Versprechens-Euphorie vor versammeltem Publikum hineinsteigert, bis er ruft, daß die Arbeitnehmer bald nur noch am Mittwoch arbeiten werden, und ein Hinterbänkler fragt, ob wohl jeden Mittwoch, scheint sich zu erfüllen. Die Frage ist bloß, ob damit eine soziale Großtat gesetzt wird, ob auf diese Weise tatsächlich individueller und gesellschaftlicher Wohlstand maximiert wird.

1978

Noch nicht da, aber im Kommen: Das Zeitalter der Muße

Nicht nur als „praktizierender“ Jugendpolitiker, sondern auch in wissenschaftlicher Hinsicht (Institut für Wirtschaftssoziologie, Univ.-Prof. Dr. Anton Burghardt) beschäftigt sich seit geraumer Zeit Jun-ge-ÖVP-Bundesobmann Mag. Josef Höchü mit Freizeitgewohnheiten der Jugendlichen. Die anhaltende und noch zu erwartende Revolution im Freizeitbereich führt er primär darauf zurück, daß sich in den Industriegesellschaften die Arbeitsproduktivität in Abständen von fünf Jahren um 20 Prozent erhöht: „Das hat in der Vergangenheit dazu geführt, daß es zu einer andauernden

Fünf Wochenurlaub: Ja 36-StundenWoche: Nein

Der Vorschlag des Präsidenten des zentralen Arbeitsamtes in der BRD, Josef Stingl, jeder Arbeitnehmer sollte auf dem Höhepunkt seines Berufsle- bens zwei Jahre Urlaub bekommen, hat die Diskussion wieder in Gang gesetzt: Inwieweit 1st es möglich und vor allem zulässig, durch Kürzungen der täglichen, wöchentlichen, jährli- chen Arbeitszeit Oder durch Senkung der Pensionsgrenze die gespannte Lage auf dem Arbeitsmarkt wieder in den Griff zu bekommen? österreichs Sozialminister Dr. Gerhard Weissenberg sagt ja zum gleitenden Ubergang in die Pension und ja zu einer weiteren Verldngerung des Urlaubs. Er sagt aber auch nein zu einer gene- rellen Senkung der Pensionsgrenze und derzeit nein zur 36-Stunden- Woche.