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Kompromiß im Zillertal

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Der Jahre währende Streit um den Zillergrund ist beigelegt Erster Sieger ist die Energiewirtschaft, die ihr Projekt der Errichtung einer Kraftwerksanlage in diesem letzten noch unversehrten Flecken des Zil-lertales durchgesetzt hat. Die Gemeinden Mayrhofen und Brandberg kann man guten Gewissens als „zweite Sieger“ bezeichnen, denn es ist ihnen gelungen, der Tauernkraft-werke AG einen durchaus einträglichen Kompromiß abzuringen. Verlierer sind die Natur und jene Menschen, denen die Erhaltung einer naturbelassenen Landschaft am Herzen liegt. Die vom Aufsichtsrat der Tauernkraftwerke AG beschlossene Realisierung der ersten Ausbaustufe des Zilderkraftwerkes besteht im wesentlichen in einer Überleitung des Zillerflusses und des Bodenbaches mittels eines 7,5 km langen Stollens in den Stilluppspeicher der Zemmkraftwerke, in deren Kraftwerk Mayrhofen ein sechster Maschinensatz installiert wird. Diese erste Ausbaustufe soll bis 1976 fertig

sein und eine Jahresproduktion von 164 Millionen Kilowatt Spitzenenergie erbringen. Die Kosten sind mit 760 Millionen Schilling veranschlagt.

Wie sieht nun der Kompromiß aus, dem die Zillertaler in langwierigen Verhandlungen und nach Veranstaltung verschiedener demonstrationsartiger Aktionen schließlich zustimmten? Die Tauernkraftwerke AG hat sich verpflichtet, um zirka 60 Millionen Schilling einen zweispurigen Straßentunnel zu bauen, um den Baustellerwerkehr von der Urlaubermetropole Mayrhofen fernzuhalten, für eine Restwasserabgabe in den Ziller zu sorgen (was den TKW angeblich einen jährlichen Verlust von 10 Millionen Schilling bringt), Wanderwege zur ungestörten Begehung des Zillergrundes anzulegen, namhafte Beiträge zum Bau der Kanalisation von Mayrhofen und Brandberg zu leisten und verschiedene landschaftsgestaltende Maßnahmen vorzunehmen. Die Vertreter des Aktionskomitees „Rettet den Zillergrund“ versicherten vor Pres-

severtretern, daß sie das Zillergründl keineswegs „verkauft“ hätten. „Nachdem wir eingesehen haben, daß unser Widerstand vergebens war, versuchten wir zu retten, was zu retten war. Wir haben damit immerhin erreicht, daß Maßnahmen getroffen werden, die den Erholungs-wert dieser Landschaft doch noch einigermaßen erhalten.“ Die Direktoren der TKW wiesen darauf hin, daß das Umweltbewußtsein der zivilisierten Menschen von Jahr zu Jahr zunehme und sich dies auch beim Bau von Wasserkraftanlagen zeige. In Kaprun z. B. habe man noch gar nichts zur Erhaltung der Landschaft getan und alles der natürlichen Regeneration überlassen. Beim Bau der Zemmkraftwerke habe man bereits beachtliche Summen für Landschaiftsfcosmetik aufgewendet und im Fall Zillergrund habe man von vorneherein umfassende Maßnahmen zum Schutz von Landschaft und Lebensraum eingeplant.

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