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Liebe und T rompetenblasen

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Nichts ist natürlicher, als Napoleons neue Ordnung des Abendlandes mit Hitlers neuer Ordnung zu vergleichen; nichts 1st lehrreicher, als die Unterschiede festzustellen. Der Vergleich ist nicht ermutigend. Damals ein Kaiser, hoch zu Roß auf dem Schlachtfeld; gestern ein Führer im betonierten Bunker. Damals „Kanonengebrüll und wiehernder Rosse Getrabe“; gestern die Atombombe. Gestern der einzige (im Sinne Stir- ners) ohne Frau und Kind und Geschwister; damals ein Mann, der Kinder zeugte, der eine Familie hatte, der seine Geschwister erhöhte. Vor uns liegt die Geschichte seiner Schwestern. Die schönste heiratete einen wirklichen Fürsten, die klügste heiratete einen wirklichen Helden und neugebackenen König, die achtbarste heiratete einen kleinen Edelmann, der keinen Ruhm erntete, aber auch keinen Vorwurf. Und das war damals ein seltener Ruhm! Denn soba’ ‘ man sich ln die Einzelheiten dieser glitzernden strahlenden, schmetternden kaiserlichen Epopöe versenkt, staunt man jedesmal aufs neue; welch gräßliche Menschen kamen doch damals zur Macht! Versteht sich, die neuen Machthaber hatten ihre Lehrjahre in der Tlevolu- ti n durchgemacht… All die Abenteuer dieses Buches sind spannend;

doch tieftraurig sind die Vergleiche, die sich aufdrängen. Damals konnten nach Kriegsende — und das hieß nach Friedensschluß! — die Besiegten um verlorenen Besitz prozessieren — heute kommen nicht einmal die Sieger zu ihrem Recht, siehe Taiwan. Und die Entwicklung geht augenscheinlich weiter. Bronzene Kanonen — Atombombe — Wasserstoffbombe; Fouchės Polizei, GPU Orwells Großer Bruder. Man endet bei Horaz, bei den Versen voll geschichtsphilosophischer Schwermut über die Väter, die, schlimmer als die Großväter, gezeugt haben „nos nequiores mox daturos progeniem vitiosiorem..Wenden wir uns zu Tröstlicherem — zu den hübschen zeitgenössischen Bildnissen, die den Band zu einem gefälligen Geschenk machen.

DIE , PARVENÜ“-PRINZESSINNEN: Elisa, Pauline und Caroline Bonaparte, die Schwestern Napoleons. Von Margery Weiner. Übersetzt von Hans Steinsdorff und Günther Meh- ling. Originalitel: The Parvenu

Princesses; The lives and loves of Napoleons sisters. Verlag G. D. W. Callwey, München. 296 Seiten, 11 Abbildungen. DM 26.—.

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