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Fünf ORF-Programme — das ist ein stolzes Signum, das die Rund-funkreformer ebenso stolz im Knopfloch tragen wie ihre am Bildschirm nicht identifizierbaren Abzeichen für die Sprecher, Interviewer und Kommentatoren. Nur scheint das eine so ungenau zu sein wie das andere überflüssig ist. Denn die ORF-Abzeichen, die die Dienstnehmer vor den Kameras zu tragen verpflichtet sind, können nur den Eindruck vermitteln, als sei der ORF ein Verein. Das ist er bei der Diszi-

plin, die sein Chef demonstriert, denn doch nicht. Und zum Erste-ren: Fünf Programme gibt es nur an einigen Tagen; am Montag und Donnerstag hungert man die Fernsehteilnehmer aus — mehr oder weniger ohne Angabe plausibler Gründe; eben einer lieben Gewohnheit aus Freuds Tagen folgend.

Nun ist es an sich nicht tragisch, wenn man an zwei Tagen der Woche nicht umschalten kann. Der Montag und der Donnerstag aber sind gerade jene Tage, an denen dem anspruchsvolleren Fernsehteilnehmer Serienkitsch, Sport oder einfach miese Unter-durchschnittsunterhaltung angeboten wird.

Am Montag flimmert regelmäßig eine Folge der Krimi-Serie über die Mattscheiben, gefolgt von der Muß-Sendung „Postfach 7000“. Und dann kommt die Sportsendung, die noch dazu (wie in dieser Woche) ein reines Minderheitenprogramm ist, weil es um Motorsport geht — der immerhin nicht als Breitensport wertbar ist. Am Donnerstag wiederum bietet man entweder schwaches Fernsehspiel der Unterhaltungsabteilung oder aber die unzumutbare „Goldene-Schuß-Show“ des

Schmalzritters Vico Torriani an. Wo also bleibt die vielzitierte Programmplanung des ORF? An vielen Abenden — das sei zustimmend festgehalten — gibt es Ausgezeichnetes sowohl im ersten wie im zweiten Programm; und an solchen Abenden ärgert man sich, daß man nicht beide Programme gleichzeitig verfolgen kann. Warum also zwingt man gerade am Montag und Donnerstag die anspruchsvollen Seher zu mieser Kost, anstatt die Anspruchslosen einfach bessere Muß-Kost vorzusetzen? Das wäre doch ein Bekenntnis zur Education permanente, der sich der neue Rundfunk verschworen hat!

Also nochmals: Wenn man schon nicht ein geschlossenes Wochenprogramm im zweiten Kanal ausstrahlen kann, dann möge man an den Tagen ohne Ausweichsendung gerade die besten Programme ausstrahlen — und nicht partout gerade an diesen Tagen das Niveau zwangsweise drük-ken.

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