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Mutis hurtiger Mozart

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(Musikverein, Wien) Immer seltener steht der erfolgreiche junge Italiener Riccardo Muti am Pult der Wiener Philharmoniker. Vor drei, vier Jahren noch war er einer der Bevorzugten, dirigierte an der Staatsoper „Aida“ und „Macht des Schicksals“ und das Orchester im Musikverein. Als einer, der neben Claudio Abbado der Mann nach Maß fürs italienische Fach, aber auch für Mozart galt. Abrupt hat sich das geändert. An der Staatsoper scheint man sich um ihn nicht zu reißen, also sind auch die Kontakte zu den Philharmonikern etwas brüchig geworden. Nun also nach längerer Pause Muti mit Mozarts D-Dur-Divertimento und der Pariser Symphonie (KV 297) und Richard Strauss' symphonischer Phantasie „Aus Italien“ im Musikverein.

Seine Auseinandersetzung mit Mozart war schon immer von eigenartiger Glätte geprägt. Rasant schnurren die Allegrosätze ab, alles wirkt blank poliert. Ein Verweilen, um da oder dort Empfindung oder auch nur ein Atemholen zu gestatten, gewährt Muti kaum. Und er muß schon Musiker von der Superqualität der Wiener führen, daß da noch Mozarts Tiefe und Verinnerlichung spürbar wird.

Anders bei Strauss. Abgesehen davon, daß ich wirklich nicht weiß, warum Muti gerade dieses langweiligste Monster unter allen Tondichtungen Strauss' ausgräbt (es sei denn, es geschah einer Plattenfirma zuliebe), schwelgt er natürlich in Wohllaut. Unter Mutis heftigem Zupacken rauscht und schillert der „musikalische Baedeker Süditaliens“, durch den sogar der Gassenhauer „Funiculi, Funicula“ huscht. Viel Spektakel, viel Spaß. Wie bei einem Promenadenkonzert.

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