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Postfuchs auf Zeit

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Bei der Post soll, wenn es nach dem Willen der zuständigen Gewerkschaft geht, wieder einmal unmöglich sein, was sonst die Regel ist - auch im halbstaatlichen und staatlichen Bereich: Die Bestellung eines Generaldirektors auf Zeit.

Mit gutem Grund will Vizekanzler Androsch die Pensionierung des bisherigen Generaldirektors der Post- und Telegraphenverwaltung, Sektionschef Dr. Alfred Schlegel, für eine prinzipielle Weichenstellung nutzen. Auf den Kommunikationsriesen Post (23 Milliarden Schilling Umsatz, 55.000 Beschäftigte) warten, bedingt durch die rasante technische Entwicklung, eine Fülle von Aufgaben, ohne daß die bekannten schon bewältigt wären.

Nach wie vor ist die Installierung eines Telefonanschlusses keine Selbstverständlichkeit und verglichen mit anderen Ländern ist das

Preis-Leistungsverhältnis der österreichischen Post geradezu jämmerlich.

Die befristete Bestellung eines Managers als neuen Postgeneral kann daher ohnehin nur ein erster Schritt in Richtung einer verstärkten Markt-und Erfolgsorientierung de,r Post sein; der realisierbare Rest des zur Zeit noch nicht realisierbaren Maximalkonzepts des Finanzministers: Die Umwandlung sämtlicher Staatsbetriebe in selbständige und eigenverantwortliche Wirtschaftskörper, wie sie bei den Salinen bereits vollzogen wurde.,

Wenn man nicht annehmen will (was unfair und unsachlich wäre), daß Beamte im Management grundsätzlich weniger tüchtig als „private“ Manager sind, muß es einfach am System liegen, wenn es dem Staat gelang, selbst mit Apotheken Verluste zu bauen, dieselben Apotheken aber seit ihrer Verpachtung wieder Gewinne abwerfen.

Besagtes System, im konkreten die Einbindung in die Kameralistik des Budgets, verhindert bei der Post beispielsweise, daß das Unternehmen selbst auf den Kapitalmarkt geht. Mit der Konsequenz, daß in budgetär schlechten Zeiten - und wann gibt's die nicht? - gelegentüch auch gewinnträchtige Investitionen unterbleiben müssen.

Der Ausbau des Eigenlebens der Post erscheint auch aus einem anderen Grund wünschenswert. Das Unternehmen, das Verwaltung heißt, wird heuer erstmals einen Betriebsüberschuß von gut einer Milliarde Schilling abwerfen. Das heißt, daß mit den Überschüssen aus dem Fernmeldebereich die Verluste aus den Postdiensten bereits überkompensiert werden.

Womit sich die Frage erhebt, ob man als Telefonteilnehmer künftig vielleicht nicht nur leidenschaftliche Briefschreiber, sondern, durch die Einbindung der Postgebarung ins Budget, auch die Landwirtschaft (ungefragt) wird subventionieren dürfen. Daß die heimische Post wie die Deutsche Bundespost die Uberschüsse an ihre Telefonkunden zurückzahlt und die Tarife senkt, kann ja wohl ausgeschlossen werden.

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