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Saikos Werk

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George Saiko (1892-1962), studierter Literatur- und Kunstexperte, hatte Schreibverbot in der NS-Zeit, gab 1950 seine Stellung an der Albertina auf und lebte als freier Schriftsteller: Zwei Romane und ein Geschichtenband lagen vor, wiederholt nachgedruckt, blieben aber liegen.

1985 hat der Residenz Verlag begonnen, „Sämtliche Werke in fünf Bänden“ (mit Anmerkungen) zu edieren; nach dem Roman „Der Mann im Schilf“ kommt soeben so gut wie Unbekanntes heraus, „Drama und Essays“: Die grotesk-ironische Komödie „Hof- und Personal-Nachrichten“ und Analysen zur Kunst-, Kultur- und Literaturgeschichte, unveröffentlicht, in Zeitschriften verstreut oder auch nur in Ubersetzungen erschienen.

Was* bedeutet die Leistung dieses bedeutenden Autors, sein An-/sehen und die geringe Resonanz? Riskante und paradoxe Antwort: Er war ein origineller Eklektiker — durchaus bewußt.

Die Romane versuchen bravourös, seine Vorbilder Musil und Broch weiterzuführen, und die 1932 verfaßte Komödie (vom Burgtheater angenommen und nie aufgeführt) karikiert handfest die vermeintliche Hautevolee im Stil Hofmannsthals, daß er sich (wie die Anmerkungen verraten) „geläufige französische Ausdrücke im Wienerischen der Aristokratie“ zur spöttischen Wiederverwendung aus dem „Schwierigen“ exzerpierte. Quasi eine Doppelparodie: Saiko entlarvt die „bessere“ Gesellschaft samt ihrer nostalgischen Zeichnung bei Hofmannsthal.

Der große Kunstverstand dieses Literaten erweist sich erst recht in seinen Fachaufsätzen, entstanden zwischen 1932 und 1960.

DRAMA UND ESSAYS. Von George Saiko. Residenz Verlag, Salzburg/Wien 1986. 293 Seiten, Ln., öS 278,-.

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