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Schmerzhafte Schnitte

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Eine dramatische Entwicklung nimmt die Frage der Anerkennung der in der Kommunistenära geheim geweihten Priester und Bischöfe in der CSFR durch die katholische Kirche. Aus dem Sekretariat der CSFR-Bischofs-konferenz sind Details der vom Papst approbierten Regelungen durchgesickert, nach denen der Episkopat vorzugehen hat.

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Eine dramatische Entwicklung nimmt die Frage der Anerkennung der in der Kommunistenära geheim geweihten Priester und Bischöfe in der CSFR durch die katholische Kirche. Aus dem Sekretariat der CSFR-Bischofs-konferenz sind Details der vom Papst approbierten Regelungen durchgesickert, nach denen der Episkopat vorzugehen hat.

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Demnach müssen sich jene Geheimpriester beziehungsweise -bischöfe, die sich bisher noch nicht bei den zuständigen Diözesanbischöfen gemeldet haben, bis zum Palmsonntag zu erkennen geben. Sonst - so heißt es - hätten sie keine Chance, je anerkannt zu werden. Aus Angst vor einem kommunistischen Rückschlag der sanften Revolution 1989 in der Tschecho-Slowakei hatten sich viele Untergrundpriester nicht gemeldet.

Von den verheirateten Priestern wird wahrscheinlich kaum jemand als Priester anerkannt werden. Eine Art Zurückstufung als Diakon ist vorgesehen. Die hin und wieder vorgeschlagene Lösung, verheiratete Priester, die bi-rituell - also nach lateinischem wie nach Ostritus - wirken konnten, in die Ostslowakei zu den dort lebenden griechisch-katholischen Gläubigen zu schicken, hat sich aus vielerlei Gründen als nicht praktikabel herausgestellt. Zudem soll sich der Ordinarius von Presov in der Ostslowakei, Bischof Jan Hirka, dieser Lösung quergelegt haben.

Kein Problem sieht man offenbar mit den zölibatären Priestern der Untergrundkirche. Dem Vernehmen nach soll auch die Bischofsweihe des bereits verstorbenen BrünnerGeheim-bischofs Felix Davidek anerkannt worden sein, weil die Apostolische Sukzession feststehe: damit wären alle von Davidek ordinierten zölibatären Priester mit-anerkannt.

Schwierigkeiten gibt es - wie es aus Prag heißt - mit zwölf Untergrundbischöfen. Keiner von ihnen soll den Richtlinien gemäß als Bischof anerkannt werden; zwar soll ihre Weihe bestätigt, ihnen aber die Ausübung des Bischofsamtes künftig verweigert werden. Den zwölf Geheimbischöfen - Namen wurden noch keine veröffentlicht - soll die Funktion als Pfarrer, die manche von ihnen schon bisher ausübten, weiterhin ermöglicht werden. Die Geheimbischöfe werden sich aber schriftlich verpflichten müssen, in Zukunft nicht mehr als Bischöfe zu wirken.

Unlösbar erscheint der Fall des verheirateten Geheimbischofs aus Rychnov im Adlergebirge, Fridolin Zahradnik. Er ist FURCHE-Lesern aus diversen Berichten bereits als „Zigeunerbischof4 bekannt. Zahradnik kann auch nicht in die griechischkatholische Kirche eingegliedert werden, weil diese zwar verheiratete Priester, nicht jedoch verheiratete Bischöfe kennt. Aus dem Sekretariat der Bischofskonferenz war zu erfahren, daß Zahradnik als „psychisch nicht ganz gesund" eingestuft werde. Er müsse sich, sollte er im kirchlichen Dienst tätig sein wollen, theologischen Prüfungen unterziehen. Aber auch nach positivem Abschluß sehen die Bischöfe offenbar keine Möglichkeit, den achtfachen Großvater wenigstens als Priester wirken zu lassen. Zahradnik werde im besten Fall als Diakon weiterarbeiten können.

In Zahradniks Kreis der ehemaligen Untergrundkirche der CSFR ist diese Nachricht mit großem Bedauern und Schmerz aufgenommen worden.

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