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Schwedens Streiter für Frieden

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Nicht nur 17 Jahre als sozialdemokratischer Parteivorsitzender und elf Jahre als schwedischer Ministerpräsident haben ölof Palme wohl zum profiliertesten Politiker Skandinaviens gemacht, ölof Palme hat sich auch international einen Ruf erworben, der weit über das Maß hinausgeht, das für einen Regierungschef eines europäischen Kleinstaates normal ist.

Palmes politische Karriere begann in der Studentenbewegung. 1953 holt der damalige Ministerpräsident Tage Erlander den 26jährigen Palme als persönlichen Sekretär in seine Kanzlei, und von diesem Tag an führt die Karriere des Sozialdemokraten

aus großbürgerlichem Haus steil nach oben.

Mit 30 Jahren war er der jüngste schwedische Parteisekretär, sechs Jahre später Minister. Als Verkehrsminister leitete er Schwedens Umstellung von Links- auf Rechtsverkehr ein. Als Unterrichtsminister öffnete er die Hochschulen für alle Kreise der Bevölkerung. Als Tage Erlander 1969 abtrat, war Palme sein logischer Nachfolger als Partei- und Regierungschef.

Gleichzeitig entwickelte Palme sein internationales Engagement. Als er während des Vietnam-Krieges mit dem damaligen schwedischen Botschafter an der Spitze einer Demonstration vor die amerikanische Botschaft zog, gingen die Bilder um die ganze Welt. Als er den amerikanischen Einmarsch in Vietnam mit den Hitler-Truppen im Zweiten Weltkrieg verglich, zogen die USA aus Protest ihren Botschafter aus Stockholm ab.

Genauso gefühlsgeladen verurteilte er den sowjetischen Einmarsch in die Tschechoslowakei. Ob Polen, Afghanistan oder Nikaragua - Palme nahm in einer Schärfe für Demokratie und Menschenrechte Stellung, die man bis dahin von schwedischen Politikern nicht gewohnt war. In späteren Jahren nahmen ihn Äbrü-stungsfragen immer mehr gefangen. Er bemühte sich auch Gegenakzente zu setzen. Ob als Vorsitzender der „Palme-Kommission“, oder als Mitglied der „Fünf-Kontinente-Initiative“, die an die Supermächte appellierte, ihre Kernwaffen einzufrieren.

Als Vermittler des UNO-Generalsekretärs versuchte sich Palme auch als Schlichter im Krieg zwischen Iran und Irak. Doch über das internationale Engagement vergaß er die Arbeit in seiner Heimat nicht. Es ist Palmes Verdienst, daß die große schwedische Arbeiterpartei einig wie keine Schwesterpartei in Europa aus den sechziger bis in die achtziger Jahre ging.

Seine analytischen Fähigkeiten ergänzte er durch engeren Kontakt zum Fußvolk in der Partei. Er verstand es selbst die Schwierigkeiten in der Partei zu überstehen, als die regierungsgewohnten Sozialdemokraten von 1976 bis 1982 politisch in die Opposition gedrängt waren. Nach sechs Jahren feierte Olof Palme ein triumphales Comeback. Seine Stellung in der Partei war bis zu seinem Tode uneingeschränkt. Die politischen Gegner werfen ihm allerdings vor, er sei zu sehr auf die Interessen seiner Partei konzentriert gewesen.

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