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Digital In Arbeit

Sicheres Wissen über künftige Unsicherheit

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„Das Ziel meiner Arbeit besteht darin, sicheres Wissen über künftige Unsicherheiten zu ermöglichen“. Diese scheinbar widersprüchlichen Worte stammen aus dem Mund des Universitätslehrers Peter Zinterhof, Professor für Mathematik, Vorstand des Rechenzentrums an der Alma Mater Paridi- nana und Dekan der naturwissenschaftlichen Fakultät in Salzburg.

Das „sichere Wissen über künftige Unsicherheiten“ betrifft hier die Zuverlässigkeitsprognosen von Elektrizitätsversorgungssystemen. Konkret geht es dabei um Voraussagen, in welchem Lieferzustand sich ein einzelnes Kraftwerk oder ganze Verbundsysteme zu einem festgelegten Zeitpunkt der Zukunft befinden können.

Solche Prognosen lassen sich nur auf Basis der Wahrscheinlichkeitsrechnung ermitteln, denn sie müssen die ziemlich genau abschätzbaren Erzeügungs- und Verbrauchsschwankungen wie auch unvorhersehbare Zwischenfälle berück sichtigen. Bedeutung haben ihre Ergebnisse als Entscheidungshilfe für Kraftwerkstechniker und -planer, Wirtschaftsfachleute und Politiker erlangt.

Ausgehend vom viele Jahre umspannenden Datenmaterial über den Energiebedarf je nach Tages-, Wochen- und Jahresrythmus, über Steigerungsraten, Zuverlässigkeit bzw. Reparaturanfälligkeit der technischen Anlagen, sowie über die Wetterabhängigkeit von Angebot und Nachfrage, entwickelte Zinterhof seine „Zuverlässigkeitstheoretische Analyse von Elektroversorgungssystemen“ - ein Modell, das auf verschiedenartige Wasser- und Heizkraftwerke übertragbar ist. Es erlaubt etwa die theoretische Beantwortung so vielschichtiger Fragen wie langfristige Versorgungssicherheit, Reserveplanung oder Kostenbeurteilung.

Grundlage dieses Modells sind langjährige Aufzeichnungen der rund 50 leistungsstärksten Kraftwerke in Österreich. Ihre Betriebsausfälle, Engpässe bei extremer Witterung, Reparaturdauer nach Abschaltungen etc. lassen über größere Zeitspannen hinweg gewisse Gesetzmäßigkeiten erkennen, aus denen man rechnerisch auf Vergleichsereignisse der Zukunft schließen kann.

Diese „Einzelschicksale“ der Kraftwerke mit ihrem individuellen Auf und Ab, sowie ihr Zusammenspiel innerhalb des Verbundsystems wurden dann auf einen gemeinsamen Nenner gebracht: was hieraus folgerte, war ein Denkgerüst, das den wirklichkeitsbezogenen Beurteilungsrahmen für energiewirtschaftliche Probleme unseres Landes liefert.

Tatsächliche Ereignisse der Vergangenheit und wahrscheinliche Vorgänge der Zukunft gesellen sich so zu einem Prognosenmuster, das gegenwärtig seine Feuerprobe in der Praxis zu bestehen hat.

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